Roger de Piles (1635-1709)
Roger de Piles
P. entstammt dem niederen Provinzadel. In Paris hatte er Philosophie am Collège du Plessis und Theologie an der Sorbonne studiert, bevor er 1662 als Hauslehrer für den Sohn Michel in die Dienste von C. Amelot, Präsident des Grand Conseil, eintrat. Mit M. Amelot unternahm er 1673 eine Grand Tour nach Italien. Als Amelot 1682 als französischer Botschafter nach Venedig berufen wurde, folgte ihm P. in der Funktion eines Gesandtschafts-Sektretär nach. Die geheimdienstlichen Aktivitäten, die P. aufgrund seiner diplomatischen Fähigkeiten unter dem Deckmantel des Kunstreisenden für den König unternahm, endeten 1692 verhängnisvoll: Er wurde in Holland als Spion festgesetzt und blieb bis 1697 dort inhaftiert. 1699 wurde P., auf Betreiben J. Hardouin-Mansarts, Conseiller Honoraire Amateur der Académie Royale.
Biographische Links
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R. de Piles kunsttheoretische Schriften erfuhren nicht zuletzt durch ihre Übersetzungen ins Deutsche und Englische eine Rezeption, die bis an den Beginn des 19. Jahrhunderts reicht: Der Abrégé de la vies des peintres... (1699) und der Cours de peinture par principes (1708) gehörten fest zum Kanon der von Liebhabern wie Künstlern gelesenen Schriften.
Seinen Einfluss als Kunstschriftsteller begründete de Piles durch eine – zu diesem Zeitpunkt noch außerakademische – Intervention in den an der Akademie ausgetragenen Poussinisten-Rubinisten-Streit. Mit seinem Dialogue sur le coloris (1673) argumentierte er scharfzüngig für die Position der ‚rubénistes’. Bereits 1668 hatte er eine kommentierte französische Ausgabe von C.-A. Dufresnoys De arte graphica vorgelegt.
Zu einem frühen Wegbereiter der Kunstgeschichte wurde R. de Piles mit dem während seiner Gefangenschaft geschriebenen Abrégé. Über die erstmals konsequent chronologisch und topographisch geordneten Lebensbeschreibungen sehr selektiv ausgewählter Künstler hinaus enthält das Werk eine theoretische Fundierung der tradierten kennerschaftlichen Praxis, die allerdings stark normativ geprägt ist und Kennerschaft in eine genie-ästhetische Kunstkritik integriert. (S.E.)
Roger de Piles - digital nach oben
Piles, Roger de
Historie und Leben der berühmtesten europäischen Mahler: so sich durch ihre Kunst-Stücke bekand gemacht, samt einigen Reflexions darüber, und Abbildung eines vollkommenen Mahlers, nach welcher die Mahlerey als einer Regul kan beurtheilet werden ...
Hamburg, 1710
Piles, Roger de
Einleitung in die Malerey aus Grundsätzen
Leipzig, 1760
Tortebat, François [Hrsg.]; Vesalius, Andreas [Ill.]; Piles, Roger de [Ill.]
Abrégé D'Anatomie, Accomodé Aux Arts De Peinture Et Sculpture: Ouvrage tres-utile, et tres-necessaire à tous ceux qui font professio[n] du Dessein
Paris, 1760
Piles, Roger de; Jombert, Charles Antoine [Hrsg.]
Élémens de peinture pratique
Amsterdam & Leipsick, 1776 [Cigognara Nr. 181-5], Nouv. éd.
Weiterführende Literatur nach oben
- Literatur von und über R. de Piles im Katalog FID Kunstgeschichte Heidelberg
- Literaturvon R. de Piles im Fachverbund Florenz - München - Paris - Rom
- Literatur von R. de Piles in der Deutschen Nationalbibliothek
- Digitalisierte Literatur von und über R. de Piles in Google Buchsuche