Sulpiz Boisserée (1783-1854)

Biografische Skizze

Sulpiz Boisserée

* 2.9.1783 in Köln; † 2.5.1854 in Bonn
Kunstsammler, Kunstschriftsteller, Oberbaurat und Generalkonservator der plastischen Denkmäler in Bayern (1835-1836), Preußischer Geheimer Hofrat (ab 1845)

Entscheidend gefördert von J. B. Bertram widmete sich B. nach Abbruch einer kaufmännischen Karriere seit 1800 konsequent dem Studium der bildenden Kunst und Literatur. Bertram stellte den Kontakt zu F. Schlegel her, bei dem B. 1803/04 in Paris, danach in Köln, private Vorlesungen hörte. Unterstützt von seinem Bruder Melchior und Bertram begann er 1804 mit dem systematischen Aufbau einer Sammlung altdeutscher und niederländischer Tafelmalerei. B.s Interesse an mittelalterlicher Baukunst schlug sich zuerst 1808 in der Vermessung des Kölner Doms nieder. 1810 siedelten die Brüder B. mit der Sammlung nach Heidelberg über, 1819 nach Stuttgart. König Ludwig I. von Bayern erwarb den Großteil der Bilder 1827.

Biographische Links
The Dictionary of Art Historians
Wikipedia

Sulpiz Boisserées Bedeutung für die Kunstgeschichte ist vor allem in seiner extensiven Sammeltätigkeit zu sehen. Boisserée entdeckte im geistigen Horizont des romantischen Mittelalterenthusiasmus die altdeutsche und altniederländische Schule als Sammelgebiet und bewahrte, unterstützt von seinem Bruder Melchior und J. B. Bertram, zahllose religiöse Tafelbilder vor dem endgültigen Verlust im Zuge der Säkularisierung. Die systematisch angelegte, nach Schulen geordnete, Sammlung bereitete eine Grundlage für die kunsthistorische Erschließung nordalpiner Kunsttopographien. Eine Publikation, die Boisserées kunsthistorische Studien zusammenfasst, ist nur bis zum Entwurf einer Einleitung gediehen. Der kurz nach Boisserées Tod edierte Briefwechsel gibt jedoch Einblick in seine kunsthistorische Methode. Der kennerschaftliche Ansatz findet bei C. F. von Rumohr eine Fortsetzung.
Boisserée ist gleichermaßen für die frühe Architekturgeschichtsschreibung wichtig. Er hatte wesentlichen Anteil an der Idee zur Vollendung des Kölner Doms. Dem tatsächlichen Weiterbau, zu dem 1842 der Grundstein gelegt wurde, arbeitete er mit einem opulent ausgestatteten, auf einer gründlichen Bauaufnahme basierenden Tafelwerk publizistisch vor. Er konnte das Interesse Goethes für dieses Unternehmen gewinnen und ihn zu einer Neuedition von dessen frühem Straßburgaufsatz überreden. Boisserées stilgeschichtlich ausgerichtete Publikation zu den Denkmalen der Baukunst am Niederrhein vom 7.-13. Jh. ist als Ergänzung zur Dom-Schrift konzipiert.  (S.E.)

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Editorische Angaben


Quellen zur Geschichte der Kunstgeschichte - digital