Jean Baptiste Louis Georges Seroux d'Agincourt (1730-1814)

Biografische Skizze

Jean Baptiste Louis Georges Seroux d'Agincourt

*5.4.1730 in Beauvais, †24.9.1814 in Rom
Gelehrter, Kunstschriftsteller, Kunstsammler, Generalsteuerpächter / Fermier Général (1764-1778)

S. entstammte einer Familie des niederen aber finanziell gut gestellten Adels. Im Pariser Salon der Madame Geoffrin traf er mit den führenden Malern (Boucher, Fragonard) und Kunstliebhabern (de Vence, Caylus) seiner Zeit zusammen. Er unternahm Reisen durch Frankreich (1776) und England (1777), wo er gemeinsam mit H. Walpole die Gotik studierte; der Rückweg verlief über Belgien, Holland, Deutschland. Seine Italienreise (1778) führte ihn nach Rom (1779). Dort begann er vermutlich 1780 mit seiner Histoire de l'Art. S. blieb als angesehener Gelehrter bis zu seinem Tod 1814 in Rom; er stand in freundschaftlichem Kontakt u.a. mit A. Kauffmann, Kardinal de Bernis oder Chevalier d'Azara.

Biographische Links
The Dictionary of Art Historians
Wikipedia

Seroux d'Agincourts monumentale Histoire de l'Art ist eines der frühesten kunsthistorischen Überblickswerke und zugleich die erste Darstellung der Kunstgeschichte des Mittelalters. Seroux d'Agincourts Anspruch war es, Kunstgeschichte anhand der Monumente selbst sichtbar zu machen, womit er in der erklärten Tradition Winckelmanns stand. Im Verlauf seines ambitionierten Projekts beschäftigte er mehrere Zeichner und Stecher (unter anderen seinen engsten Mitarbeiter G. G. Macchiavelli), sowie Architekten zur Bauaufnahme; z.T. zeichnete er selbst. Die Drucklegung des Werkes verzögerte sich aufgrund der Umbrüche der französischen Revolution. Léon Dufourny organisierte die Veröffentlichung in Paris 1810–1823; die letzten Bände erschienen postum.
Seroux d'Agincourts Verdienst besteht in der Erschließung und Kompilation einer enormen Menge neuer Werke sämtlicher künstlerischer Gattungen, sowie deren visueller Systematisierung in großformatigen Tafelbänden, wobei der topographische Schwerpunkt auf Italien lag. Seroux d'Agincourts Kunstverständnis beruht auf dem Konzept einer Universalgeschichte der Kunst. Im Sinne eines fortschreitenden Entwicklungsprozesses ging er, wie Vasari und Winckelmann vor ihm, zunächst von einer Blüte, dann vom Niedergang und schließlich von der Erneuerung der Kunst im 15. und 16. Jh. aus. Im Gegensatz zum antiquarischen Ansatz weigerte sich  Seroux d'Agincourt, Kunstwerke rein auf der Basis ikonographischer Zuordnung zu datieren, sondern verwandte sich für eine stilgeschichtliche Annäherung an die Objekte. (S.H.)

Jean Baptiste Louis Georges Seroux d'Agincourt - digital

Seroux d'Agincourt, Jean Baptiste Louis Georges
Recueil de fragmens de sculpture antique en terre cuite
Paris, 1814

Seroux d'Agincourt, Jean Baptiste Louis Georges
Histoire de l'art par les monumens, depuis sa décadence au IVe siècle jusqu'à son renouvellement au XVIe
Paris

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Editorische Angaben

Quellen zur Geschichte der Kunstgeschichte - digital