Johann David Passavant (1787-1861)

Biografische Skizze

Johann David Passavant

*18.9.1787 in Frankfurt / Main; †12.8.1861 in Frankfurt / Main
Maler; Kunsthistoriker; Kunstkritiker

P. absolviert eine kaufmännische Ausbildung in Frankfurt am Main und von 1809 bis 1813 eine Banklehre in Paris. Im Musée Napoleon beeindruckt ihn die Kunst der Antike, die altniederländische Malerei und er hat Gelegenheit, 26 Werke Raffaels im Original zu sehen. 1813-1815 meldet er sich als Freiwilliger für die Befreiungskriege gegen Napoleon. 1817 kehrt P. nach Frankfurt zurück, wo mittlerweile das Städelsche Kunstinstitut gegründet ist, dem er mit großem Interesse begegnet. 1815-1817 studiert er Malerei in Paris bei J.-L. David und A. Gros. Eine Italienreise 1817 führt P. nach Rom. Dort schließt er sich dem Kreis der Nazarener an, denen er bereits durch den Maler F. Pforr, der im Elternhaus P.s in Frankfurt mit diesem aufgewachsen war, eng verbunden ist. In Rom fördern ihn K. F. v. Rumohr und der Historiker J. F. Böhmer. Er wird Korrespondent des Kunstblatts (1821-1861). 1824 kehrt P. nach Frankfurt zurück. Reisen mit finanzieller Unterstützung des Städelschen Kunstinstituts führen ihn nach Berlin, Dresden, Paris, London, nach Belgien und nach Spanien. 1840 wird P. Inspektor (Kurator) des Städelschen Kunstinstituts in Frankfurt. In die Zeit seiner Tätigkeit, die mit seinem Tod 1861 endet, fallen bedeutende Erwerbungen wie Jan van Eycks Lucca-Madonna und die Tafeln des Meisters von Flémalle

Biographische Links
The Dictionary of Art Historians
Wikipedia

Mit einigem Recht gilt Passavant als einer der Begründer der modernen Kunst- und Museumswissenschaft. Seine bedeutendsten kunsthistorischen Publikationen fallen in die Zeit seiner vom Städelschen Kunstinstitut geförderten Reisen, die seit 1829 im Zeichen der Raffael-Forschung stehen, und in die Jahre seiner Tätigkeit als Leiter des Städelschen Kunstinstituts (seit 1840). Nachdem eine erste Schrift (Ansichten über die bildenden Künste und Darstellung des Ganges derselben in Toskana. Zur Bestimmung des Gesichtspunktes, aus welchem die neudeutsche Malerschule zu betrachten ist. Von einem deutschen Künstler in Rom, 1820) seine enge Verbundenheit mit der Kunstanschauung der Nazarener bewiesen hatte, begründete Passavant mit Raffael von Urbino und sein Vater Giovanni Santi (in drei Teilen 1839 und 1858) die Gattung der wissenschaftlichen Biographie. Als weiteres Genre erweist sich der Kunst-Reisebericht: 1833 erscheint die Kunstreise durch England und Belgien, 1853 die Christliche Kunst in Spanien. Passavants Kunstreise wird zum Vorbild für G. F. WaagensKunstwerke und Künstler in England und Paris (1837).
1852 verfasste Passavant das Inventar der Sammlung Leuchtenberg in München, 1855 die Wanderung durch die Gemälde-Sammlung des Städelschen Kunstinstituts. Die Übersetzung wesentlicher Werke ins Englische (Tour of a German Artist in England, 1836; Rafael of Urbino 1869 und 1872) erhöhte die Popularität Passavants, der das eigene künstlerische Schaffen schon früh zugunsten seiner kunsthistorischen Tätigkeit eingestellt hatte und für das Städelsche Kunstinstituts mit dem Erwerb bedeutender Gemälde und vor allem Zeichnungen des späten Mittelalters und der frühen Renaissance völlig neue Sammlungsbereiche erschloss. Entsprechend geht auf Passavant mit Le peintre-graveur (6 Bde., 1860-1864) ein Standardwerk zur europäischen Druckgraphik des 15. und 16. Jahrhunderts zurück, das das Vorgängerwerk A. v. Bartschs in wesentlichen Punkten ergänzt. (K.S.)

Johann David Passavant - Aufsätze nach oben

Ueber die mittelalterliche Kunst in Böhmen und Mähren, [1]
In: Zeitschrift für christliche Archäologie und Kunst, 1 (1856), S. 145-165

Ueber die mittelalterliche Kunst in Böhmen und Mähren, [2]
In: Zeitschrift für christliche Archäologie und Kunst, 1 (1856), S. 193-213

Ueber die mittelalterliche Kunst in Böhmen und Mähren, [3]

In: Zeitschrift für christliche Archäologie und Kunst, 1 (1856), S. 241-249

Die Maler Roger van der Weyden : und einige Notizen über Goswin und Peter van der Weyden, [1]
In: Zeitschrift für christliche Archäologie und Kunst, 2 (1858), S. 1-20

Die Maler Roger van der Weyden und einige Notizen über Goswin und Peter van der Weyden, [2]

In: Zeitschrift für christliche Archäologie und Kunst, 2 (1858), S. 120-130

Die Maler Roger van der Weyden und einige Notizen über Goswin und Peter van der Weyden, [3]
In: Zeitschrift für christliche Archäologie und Kunst, 2 (1858), S. 178-180


Weiterführende Literatur nach oben

Editorische Angaben

Quellen zur Geschichte der Kunstgeschichte - digital