Jules Gailhabaud (1810-1888)
Jules Gailhabaud
Aus einer wohlhabenden Kaufmannsfamilie stammend, widmet sich G. schon früh der Archäologie- und Architekturgeschichte: 20 Jahre lang arbeitet er an einem enzyklopädischen Werk, das die gesamten Künste über alle Epochen zusammenfasst. Bereits Anfang der 1830er Jahre beginnt er, eine Sammlung von Büchern und Zeichnungen zu konstituieren, die er 1866 an die Stadt Paris weiterverkauft. Im Dienste der Pariser historischen Baumaßnahmen arbeitet er zunächst mit dem Architekten V. Parmentier an der Erstellung des stadthistorischen Museums im Hotel Carnavalet und 1867 am späteren „Werkzeugmuseum“, einem Vorgänger des Volkskunstmuseums. Nach dem großen Erfolg des Museums Carnavalet während der Kommune wird zur Zeit der 3. Republik – durch die Auflösung des Museums, seine Entlassung und den Brand seiner Bibliothek – der Karriere von G. ein Ende gesetzt.
Die drei von Gailhabaud publizierten Werke bilden zusammen eine große Enzyklopädie der Künste von der Antike bis zu seiner Zeit, dokumentiert durch zahlreiche Tafeln. Er interessiert sich vor allem für die Geschichte der Architektur, die er in seinem ersten Werk Monuments anciens et modernes (1840-1850)anhand verschiedener Studien von Fach- oder Länderspezialisten - u.a. Émile Prisse d’Avennes und Albert Lenoir - schildert. Die reichliche Illustration wird von den Architekten Viollet-le-Duc, Daniel Ramée und dem Archäologen Théodore Vacquer unternommen. Diese Architekturtypologie bereitet Gailhabauds zweites Werk L’architecture du Ve au XVIIe siècle et de tous les arts qui en dépendent vor, das auf das Mittelalter begrenzt ist und thematisch das Kunstgewerbe einbezieht. Sein drittes und letztes Werk, mit dem Titel L’Art dans toutes ses branches [...] chez tous les peuples et toutes les époques jusqu’en 1789, erweckt bei den Lesern kein Interesse mehr. Das Ende der kunstschriftstellerischen Tätigkeit Gailhabauds ist die Ursache für den Beginn seiner beruflichen Laufbahn im Museumsbetrieb. Das heute in Vergessenheit geratene Werk von Gailhabaud zeichnet sich durch den Versuch aus, sich an ein breites Publikum zu wenden. Sein pädagogisches Vorgehen ist vergleichbar mit der Art, wie er ab dem Jahre 1866 das Museum Carnavalet chronologisch und thematisch organisiert, um die Kunst auch den sozial schwächeren Schichten zugänglich zu machen. (M.O.)
Jules Gailhabaud - digital
Gailhabaud, Jules [Hrsg.]
L'architecture du Vme au XVIIme siècle et les arts qui en dépendent: la sculpture, la peinture murale, la peinture sur verre, la mosaïque, la ferronnerie, etc.
Paris
Gailhabaud, Jules; Kugler, Franz [Hrsg.]
Jules Gailhabaud's Denkmäler der Baukunst
Hamburg, 1852
Weiterführende Literatur nach oben
- Literatur von und über Jules Gailhabaud im Katalog FID Kunstgeschichte Heidelberg
- Literatur von und über Jules Gailhabaud im Fachverbund Florenz - München - Paris - Rom
- Digitalisierte Literatur von und über Jules Gailhabaud in Google Buchsuche