Johann Joachim Winckelmann (1717-1768)

Biografische Skizze

Johann Joachim Winckelmann

* 9.12.1717 in Stendal; † 8.6.1768 in Triest (Trieste)
Altphilologe, Archäologe, Kunstschriftsteller, Kunstkenner, Lehrer, Bibliothekar, Päpstlicher Scriptor linguae teutonicae, Prefetto dell’Antichità di Roma

W. wuchs als Sohn eines Schusters in ärmlichen Verhältnissen auf. Er studierte – unterbrochen durch eine Hauslehrerstelle in Osterburg – von 1738-1742 Theologie in Halle sowie Medizin und Mathematik in Jena. Eine Konrektorenstelle, die er 1743 in Seehausen antrat, gab er auf, als ihm der Graf von Bünau 1748 die Stelle eines ‚Zweiten Bibliothekars’ in Nöthnitz antrug. Angeregt durch A. Archinto, den päpstlichen Nuntius in Dresden, und versehen mit einer kursächsischen Pension, siedelte W. 1755 nach Rom über, nachdem er zur Beförderung seiner Karriere vorher zum Katholizismus konvertiert war. In Rom war er Bibliothekar der Kardinäle A. Antichi und A. Albani, ab 1763 ‚Scrittore’ an der Vaticana und als Nachfolger von M. Venuti ‚Prefetto dell’ Antichitá’. W. fiel 1768 auf dem Rückweg von einer vorzeitig abgebrochenen Deutschlandreise in Triest einem arglistigen Raubmord zum Opfer.

Biographische Links
The Dictionary of Art Historians
Wikipedia

Auch wenn J. J. Winckelmanns eigentlicher Forschungsgegenstand die bildende Kunst des griechischen und römischen Altertums war, so kann er aufgrund seiner wegweisenden methodischen Leistungen, aber auch der Bezugnahme auf die neuere Kunst wegen, als Begründer der modernen Kunstgeschichte gesehen werden. Winckelmann sprach sich mit Blick auf die zeitgenössische Kunstliteratur gegen die reine Büchergelehrsamkeit aus und forderte das Studium der Kunstwerke selbst als Voraussetzung für Kunstkennerschaft. Er war der Erste, der in diesem Zusammenhang die Kunstbeschreibung als methodisches Problem der Kunstwissenschaft erkannte und mit den Beschreibungen der Belvedere-Skulpturen ein adäquates Verfahren entwickelte. Er vollzog mit seiner Geschichte der Kunst des Altertums die Abkehr von der Kunstgeschichte als Künstlergeschichte und thematisierte die Kunst selbst als historischen Verlauf, der sich in einer von einem klimatischen und kulturellen Kontext abhängigen stilistischen Entwicklung manifestiert. Allerdings steht Winckelmanns Geschichtsbegriff noch in einem problematischen Konflikt mit der a-historischen Propagierung einer prinzipiellen Vorbildlichkeit der griechischen Kunst. Das gilt besonders für die ursprünglich nur in 50 Exemplaren verbreiteten Gedanken über die Nachahmung der griechischen Werke, die Winckelmann – dessen Kunstanschauung wesentlich von A. F. Oeser und A. R. Mengs geprägt wurde – eigentlich berühmt machten, und die mit ihrem normativen Impetus einen großen Einfluss auf die Künstler des späteren 18. Jahrhunderts ausübten. Trotz der an Verehrung grenzenden Bewunderung für Winckelmann wurden dessen Schriften schnell durchaus kritisch aufgenommen, etwa von G. H. Lessing und J. G. v. Herder. (S.E.)

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Editorische Angaben

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