Gottfried Semper (1803-1879)
Gottfried Semper
S. besuchte das Johanneum in Hamburg und wurde 1823 an der Universität Göttingen in den Fächern Geschichte und Mathematik immatrikuliert. In Göttingen hörte er erste archäologische Vorlesungen, bevor er 1825 zum Architekturstudium nach München übersiedelte. 1826/27 und 1829/30 besuchte S. die Architekturschule von F. Gau in Paris, wo er die Julirevolution erlebte. Auf eine Studienreise nach Rom, Sizilien und Griechenland 1830-33 folgte die Berufung als Professor für Architektur an die Dresdner Kunstakademie, eine Stellung, die er nach der Niederschlagung der von ihm unterstützten Revolution 1848/49 verlor. Die folgenden sechs Jahre verbrachte S. im Exil zunächst in Paris, dann in London. 1855 erhielt er eine Professur für Architektur am Polytechnikum in Zürich, an dem bereits J. Burckhardt und Th. Vischer lehrten. 1871 ging S. nach Wien, wo er an den Planungen für die Ringstraße beteiligt war. Zu seinen Werken als Architekt zählen die Oper und die Gemäldegalerie in Dresden.
Biographische Links
The Dictionary of Art Historians
Wikipedia
Die wissenschaftliche Laufbahn S.s begann mit der Entdeckung von Farbspuren an antiken Monumenten während seiner Reise nach Italien und Griechenland, 1834 publiziert unter dem Titel Vorläufige Bemerkungen über bemalte Architectur und Plastik bei den Alten. Bereits dieser frühe Text, der in der Tradition von Quatremére de Quincys These der vollständigen Bemalung stand und S. in eine Kontroverse mit F. Kugler stürzte, der eine klassizistische Auffassung antiker Architektur vertrat, barg den Gedanken des „Prinzips der Bekleidung“ in sich, den S. in seinem zweibändigen Hauptwerk Der Stil in den technischen und tektonischen Künsten (1860/63) entwickelt. Für S. war die Erforschung der Baukunst nicht denkbar ohne die Einbeziehung der Geschichte, der Kunstgeschichte, der Mathematik und der Naturwissenschaften. Er übertrug das von Georges Cuvier entwickelte evolutionstheoretische Modell der vergleichenden Anatomie auf die architektonische Entwicklungsgeschichte, behielt aber stets die Gesellschaftsgebundenheit von Kunst im Blick. Der vom konkreten Objekt ausgehende „Feldforscher“ erkannte den Ursprung aller architektonischen Formen in den angewandten Künsten, die Vier Elemente der Baukunst (1851) illustrieren dies anhand der Grundtypen Herd (Keramik, Metall), Dach (Holzhandwerk), Fundament (Maurerhandwerk) und Wand (Textilkunst, „Bekleidung“). A. Riegl und H.Wölfflin unterstellten S. Materialismus, was seinem breiten theoretischen Werk jedoch nicht gerecht wird. Die Kritik S.s am Niedergang der angewandten Künste geht auf seinen Aufenthalt im industrialisierten England zurück und mündete in The Ideal Museum (1852) in Vorschlägen zur Einrichtung kunstgewerblicher Museen. (K.S.)
Gottfried Semper - digital nach oben
Semper, Gottfried
Vorläufige Bemerkungen über bemalte Architectur und Plastik bei den Alten
Altona 1834
Semper, Gottfried
Der Stil in den technischen und tektonischen Künsten oder praktische Ästhetik: ein Handbuch für Techniker, Künstler und Kunstfreunde
München [1860-1863]
Gottfried Semper - Aufsätze
Die Sgraffito-Dekoration
In: Kunstchronik. 3(1868), S. 45-48
Weiterführende Literatur nach oben
- Literatur von und über Gottfried Semper im Katalog FID Kunstgeschichte Heidelberg
- Literatur von und überGottfried Semper im Fachverbund Florenz - München - Paris - Rom
- Literatur von Gottfried Semper in der Deutschen Nationalbibliothek
- Digitalisierte Literatur von und über Gottfried Semper in Google Buchsuche