Justinus Kerner (1786-1862)

Biografische Skizze

Justinus Kerner

*18.9.1786 in Ludwigsburg; † 21.2.1862 in Weinsberg
Arzt; Schriftsteller

Seine ersten Gedichte schreibt K. zur Zeit seiner kaufmännischen Lehre im Kontor der herzoglichen Tuchfabrik in Ludwigsburg. 1804-08 studiert er auf Betreiben seines früheren Lehrers K. Ph. Conz Medizin und Naturwissenschaften in Tübingen: K. gehört mit L. Uhland und G. Schwab zum Tübinger Romantikerkreis. 1809-10 führt ihn eine Bildungsreise, verbunden mit medizinischen Praktika, nach Hamburg, Berlin und Wien. Seit 1810 ist K. als praktischer Arzt in Dürrmenz, Wildbach und Welzheim tätig. 1815 wird er zum Oberamtsarzt ernannt. Von 1819 bis zu seiner Pensionierung, die bedingt durch seine Erkrankung am Grauen Star bereits 1851 erfolgt, praktiziert er in Weinsberg. Im ehemaligen Stadtgraben errichtet er das sog. „Kernerhaus“ (1822), das wie auch der 1823 hinzu erworbene Geisterturm die reiche Kunstsammlung K.s aufnimmt und als geistiges Zentrum und als Ort der Gastfreundschaft einen bedeutenden Namen erwirbt.


Biographische Links

Wikipedia

J. Kerner ist eine zentrale Figur der Schwäbischen Dichterschule. Er zeigt sich beeinflusst durch die Volksliederanthologie Des Knaben Wunderhorn und fängt in seinen Gedichten die unterschiedlichsten Stimmungen von schwärmerisch über romantisch-humorvoll bis hin zu schwermütig und schauerlich ein. Zahlreiche seiner Werke sind auch als Lieder bekannt. 1840 vertont R. Schumann Zwölf Gedichte von Justinus Kerner für Singstimme und Klavier op. 35. 1812 veröffentlicht Kerner gemeinsam mit Uhland und Schwab den Poetischen Almanach, 1813 den Deutschen Dichterwald. Sammlungen eigener Dichtungen folgen (1826, Gedichte; 1834, Dichtungen; 1852, Der letzte Blüthenstrauß; 1859, Winterblüthen). Den Stoff für die szenische Collage Reiseschatten von dem Schattenspieler Lux (1811) liefert die Reise nach Hamburg, Berlin und Wien 1809. Möglicherweise davon beeinflusst, dass er als Kind durch den mesmeristischen Arzt E. Gmelin von einer Magenerkrankung geheilt wurde, zeigt Kerner zeitlebens ein reges Interesse an Spiritismus und Okkultismus. In seinem Haus in Weinsberg nimmt er zeitweise die Kaufmannsfrau F. Hauffe (1801-29) auf (Die Seherin von Prevorst. Eröffnungen über das innere Leben der Menschen und über das Hereintragen einer Geisterwelt in die unsere, 2 Bde., 1829), er publiziert die Geschichten Besessener neuerer Zeit (1834), Eine Erscheinung aus dem Nachtgebiete der Natur (1836), die Erinnerungen an Franz Anton Mesmer (1856) und gibt die Zeitschrift Magikon. Archiv für Beobachtungen aus dem Gebiete der Geisterkunde heraus (1840-53). Lokalgeschichtliche Veröffentlichungen befassen sich mit der Geschichte Weinsbergs und der Burgruine Weibertreu. 1849 erscheinen die Kindheitserinnerungen Bilderbuch aus meiner Knabenzeit. Die Klecksographien werden 1890 postum von Theobald Kerner, dem Sohn J. Kerners, veröffentlicht. Es handelt sich um Tintenkleckse nach dem Zufallsprinzip, deren immanente Form Kerner durch zeichnerische Ergänzungen zum Vorschein bringt und deutet. Jeder Darstellung ist auf spielerische Weise ein erklärendes Gedicht beigegeben („Hadesbuch“). Ein ähnliches Verfahren sollte später der Schweizer Psychoanalytiker H. Rorschach in dem nach ihm benannten Test auf seine Patienten anwenden. (K.S.)

Justinus Kerner - digital

Kerner, Justinus
Kleksographien
Stuttgart, 1890

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Editorische Angaben

Quellen zur Geschichte der Kunstgeschichte - digital