Nr. 16: Zwei Blätter aus: W. Trübner Album, München: Verlag von Dr. E. Albert, 1888

Dantes Hölle, Gesang V / Kampf der Lapithen und Kentauren (Die Originale von 1880 und 1877 in Kassel, mhk, und Heidelberg, KMH)
Heliogravüren, 33,5 x 43,3 cm und 43,3 x 33,5 cm
Kurpfälzisches Museum der Stadt Heidelberg (Inv. Nr. S 10860/2 und S 10860/7)
Provenienz: 2009 Schenkung aus Privatbesitz

1888 erschien die erste Buchpublikation über Trübner: eines von zwei Alben mit Heliogravüren nach seinen Gemälden. Die Heliogravüre ist ein fotografisches Edeldruckverfahren, eine Vorläufer-Technik des modernen Tiefdrucks. Das Trübner-Album umfasst 20 Blätter mit unterschiedlichen Sujets, darunter auch mythologische und literarische Szenen.

Um 1880 widmete sich Trübner verstärkt Themen, die er selbst unter dem Begriff des „Begebenheitlichen“ zusammenfasste. Damit meinte er Darstellungen, die im weitesten Sinne der Historienmalerei zuzurechnen sind, also Stoffe aus Geschichte, Literatur, Bibel und Mythologie. Auf den ersten Blick stehen Inhalt und erzählerischer Charakter im Vordergrund. Doch geht es Trübner auch hier vor allem um das rein Künstlerische, d.h. um die Auseinandersetzung mit farb-  und  maltechnischen  Problemen.  Zudem  verwertete  er  die  in  Italien gewonnenen Erfahrungen in der Aktmalerei.

Die querformatige Darstellung bezieht sich auf eine Szene aus Dantes „Göttlicher Komödie“. Der unten links wiedergegebene Dichter erblickt im zweiten Kreis der Hölle die Wollüstigen. Rechts stürzen die Verdammten in eine Schlucht. Durch die gekonnte Verteilung von Licht und Schatten lädt Trüber die bewegte, vielfigurige Szenerie dramatisch auf und bindet die Akteure zugleich zu einer in sich geschlossenen Komposition zusammen.

Die Erzählung vom Kampf zwischen dem edlen Geschlecht der Lapithen und den Kentauren entstammt der griechischen Mythologie. Auf der Hochzeitsfeier des Lapithenkönigs Peirithoos mit der schönen Hippodameia vergriffen sich die vom Wein berauschten Kentauren an der Braut. Daraus entwickelte sich ein langjähriger Krieg. Er ist sinnbildlich als Auseinandersetzung zwischen Zivilisation und naturhafter Triebhaftigkeit zu verstehen. (D.H.)

Digitalisat des gesamten Werkes
Trübner, Wilhelm 
W. Trübner Album: Zwanzig Gemälde und Studien in Heliogravure
München, 1888

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