Annotationspraxis in der Galerie Hugo Helbing

Jedes Handexemplar ist das Ergebnis eines geschäftsinternen Arbeits- und Dokumentationsprozesses. Je nach Funktion innerhalb des Geschäftsablaufes enthalten sie unterschiedliche Kategorien von Annotationen, die auf der Startseite eines jeden Handexemplars angegeben sind. Erläuterungen der Begriffe befinden sich im Glossar.

 

Neben den Annotationskategorien unterscheiden sich die Handexemplare im Laufe der Zeit und abhängig davon, wer und zu welchem Zweck annotierte. Wo und wie bestimmte Annotationskategorien auf der Seite platziert sind, variiert. Das im folgenden Beispiel beschriebene Muster ist daher nicht ohne weiteres auf andere Handexemplare übertragbar. Es gilt, die Bedeutungen der Annotationen stets im Einzelfall durch den Kontext des gesamten Kataloges sowie durch Vergleiche mit anderen Exemplaren zu überprüfen.

 

Beispiel

Links steht der abgekürzt wiedergegebene Name der*des Einlieferers*in, hier „Chillingw.“. Neben dem Namen befindet sich der Preis, den das Los durch die Versteigerung mindestens erreichen soll (= Limitpreis). Nach der im vorderen Katalogteil enthaltenen Liste der Personen, die Objekte eingeliefert haben, die in der Regel mehr Informationen beinhaltet als die Angaben im Katalogteil, handelt es sich bei dem Einlieferer um einen in Nürnberg ansässigen Kommerzienrat Chillingworth.

Rechts sind die Ergebnisse der Versteigerung notiert: Der Name der Person bzw. Institution, die das Los ersteigert hat bzw. die Angabe, dass das Los nicht versteigert wurde („retour“) sowie jeweils die höchsten Gebote. Darüber hinaus markiert der Strich durch die bzw. die Einkreisung der Losnummer den Status des Loses als verkauft bzw. zurückgegangen.

In der Vollansicht des Kataloges werden noch weitere Annotationen sichtbar, die auf Durchschussseiten notiert sind:

Hierbei handelt es sich um einen Ersteigerungsauftrag, der im Vorfeld der Auktion eingereicht wurde. Demnach hatte eine mit dem Buchstaben G bezeichnete Person namens „Pschorr“ maximal 250 Mark für das Los mit der Nummer 86 geboten. Laut der im vorderen Teil des Kataloges befindlichen Liste der Personen, die Ersteigerungsaufträge erteilt haben, handelt es sich bei der unter dem Buchstaben G aufgelisteten Person um einen in München ansässigen „Major Gg. Pschorr“. Der Annotation bei Los Nr. 86 ist zu entnehmen, dass während der Versteigerung Pschorrs maximale Zahlungsbereitschaft nicht ausgereizt wurde, da er den Zuschlag bereits bei 150 Mark erhielt.

Von dem hier behandelten Katalog existiert ein weiteres annotiertes Handexemplar:

Im Vergleich mit dem HH-Exemplar wird deutlich, dass hier nur die Ergebnisse der Versteigerung notiert sind:

Links bzw. unter der Objektbeschreibung befinden sich die Zuschlagpreise bzw. die Höchstgebote. Wurde das Los versteigert, wurde der Name des*der Käufer*in notiert. Analog zu dem HH-Exemplar markiert das Häkchen am bzw. die Einkreisung der Losnummer den Status des Loses als verkauft bzw. zurückgegangen. Bei Los Nr. 86 weist das „H“ sowie der in Klammern angegebene Name „Pschorr“ darauf hin, dass der Zuschlag nicht auf ein während der Versteigerung abgegebenes Gebot erfolgte, sondern im Rahmen des Ersteigerungsauftrags von Major Pschorr erteilt wurde.