I.1a

Religion und Aufklärung
Gemeinsam mit dem Illustrator Bernard Picart (1673-1733) veröffentlichte der Hugenotte Jean-Frédéric Bernard (1680-1744) ein monumentales Werk über religiöse Kulte. Es gilt als Markstein in der Erforschung fremder Welten und Religionen im Sinne der Aufklärung.

Grundlegend ist die Vorstellung, dass sich alle Religionen der Welt in ihrem Kern ähneln und dass religiöse Praktiken zu den anthropologischen Konstanten der Menschheit zählen. Die Bildtafeln gehen auf Bernard Picart zurück, der schon an dem Atlas historique von Châtelain (Exponat V.23a) mitgewirkt hatte. Nachdem Picart Frankreich wegen der anhaltenden religiösen Konflikte verlassen hatte, widmete er sich selbst auch dem Studium fremder Zeremonien. Vor allem seine mit hoher Präzision und künstlerischem Anspruch gefertigten Stiche zum jüdischen Brauchtum erlangten große Bekanntheit und Anerkennung.
Die vorliegende Ausgabe scheint jedoch den ursprünglichen Bestrebungen Picarts und Bernards in einigen Punkten zuwiderzulaufen. Der Verleger Rollin kam nach dem Tod Picarts in Besitz der Druckplatten der Cérémonies, die für die Pariser Edition verwendet wurden. In der Pariser Variante der Cérémonies bemühte man sich durch Auslassungen und Erweiterungen um eine mit dem Katholizismus konformere Fassung des ursprünglichen Werks.

 

I.1a Antoine Banier / Bernard Picart: Histoire générale des cérémonies, moeurs et coutumes religieuses de tous les peuples du monde, 7 Bde., Paris: Rollin, 1741
UB Heidelberg, Q 7225-2 Folio RES
Digitales Faksimile

I. Der Blick auf alle Religionen und Riten der Welt