I.16

Mit Boehme an der Hand zu fremden Kulten
Ziel der Kosmographie des Johann Boehme (ca. 1485–1533/35) ist es, das Wissen über „die Sitten, Gesetze und Riten aller Völker” in einem Buch zusammenzuführen. Das 1520 erschienene Werk umfasst dabei zeittypisch die drei Kontinente Europa, Afrika und Asien.

Exponat im Digitalisat der ThULB Jena

Der Autor kompilierte ohne eigene Reiseerfahrung das Wissen antiker und zeitgenössischer Autoritäten. Nach einem einleitenden Teil widmet sich das erste Buch den afrikanischen Völkern. In Buch II und III berichtet Boehme dann über die Völker Asiens und Europas. Schwerpunkt sind die Lebensgewohnheiten, vor allem mit Blick auf Gesetze und Religionsausübung. Wegen der Gegenüberstellung von antiken und gegenwärtigen Lebensverhältnissen wurde Boehme mit dem Konzept einer ‚vergleichenden Ethnologie‘ in Zusammenhang gebracht. Erst nach Boehmes Tod setzte die intensive Rezeption des Werkes ein. Seine europaweit vielfach aufgelegte Sammlung kultureller Exempel avancierte als eine spezielle Form der Wissensorganisation zum Prototyp einer Reihe antiquarisch-ethnographischer Kompendia.
 

I.16 Johann Boehme: Omnium gentium mores, leges et ritus, Freiburg i. Br.: Faber, 1536
UB Heidelberg, A 217 RES

I. Der Blick auf alle Religionen und Riten der Welt