Forschungsprojekt und Buchpublikation

Im Rahmen eines dreijährigen kunsttechnologischen Forschungsprojekts am Schweizerischen Institut für Kunstwissenschaft (SIK-ISEA) in Zürich wurde Emmeneggers Maltechnik-Notizbuch wissenschaftlich ausgewertet. Auch die Tagebücher des Künstlers und einzelne weitere Quellen wurden in die Auswertung einbezogen; zudem wurden ausgewählte Gemälde aus der Zeit zwischen 1901 und 1905 technologisch untersucht und mit den sie betreffenden Tage- und Notizbucheinträgen verglichen. Die hierbei gewonnenen Erkenntnisse werden in dem 2022 erschienenen Buch Hans Emmenegger. «Maltechnik-Notizbuch» und Werkprozess 1901–1905 (Reihe «KUNSTmaterial», Band 6) publiziert.

Das Buch ist in vier Teile gegliedert. Teil I präsentiert die wichtigste Quelle des Projekts, das Maltechnik-Notizbuch, vermittelt eine Übersicht über dessen Inhalt, erläutert die von Emmenegger selbst für seine Werke verwendeten Kategorien und untersucht die Gründe, die ihn dazu bewogen, im Februar 1901 ein Logbuch in Angriff zu nehmen, viereinhalb Jahre später aber wieder aufzugeben.

Teil II ist im Wesentlichen eine Zusammenfassung sämtlicher im Rahmen des Projekts gewonnener Erkenntnisse zu Emmeneggers komplexem Werkprozess. Dieser Teil schildert, wie er sich von seinem Wohnsitz auf der Herdschwand (LU) regelmässig auf Malerfahrt begab, um im Freien zu malen, beschreibt sein Vorgehen bei der Sujetsuche und beim Schaffen von Studien, zeigt auf, gegen welche Widrigkeiten er dabei mit welchen Mitteln kämpfte, und erläutert seinen Umgang mit den Studien, die er von seinen Reisen mit nach Hause brachte. Teil II bietet zudem eine zusammenfassende Übersicht über Emmeneggers Malprozess und seine Materialien.

Teil III ist der umfangreichste Abschnitt. Jedes seiner 18 Kapitel schildert eine bestimmte Zeitspanne in Emmeneggers Leben und Schaffen zwischen 1901 und 1905. Die Grundlage für diesen Teil bilden in erster Linie seine Tagebücher, aus denen vornehmlich die Aspekte herausgegriffen werden, die mit seiner künstlerischen Arbeit in Verbindung stehen.

Die Basis für Teil IV formen Emmeneggers Maltechnik-Notizbuch und die Ergebnisse der technologischen Gemäldeuntersuchungen. Dieser Teil taucht tief in die maltechnische Materie ein. Er widmet sich der Werkgenese der acht untersuchten Gemälde sowie Emmeneggers drei «Proben» (technische Versuchsreihen). Jedes der elf Kapitel beginnt mit einer Transkription von Emmeneggers Einträgen im Maltechnik-Notizbuch zum betreffenden Werk beziehungsweise zur Versuchsreihe und endet mit einem ausführlichen Kommentar.

Der Anhang schliesslich enthält die Interpretationen der Materialanalysen, die an den acht Gemälden und an einigen bis heute erhaltenen Testfeldern von Emmeneggers «Farbenproben» durchgeführt wurden, und zeigt auf, welche Farbtuben aus dem damaligen «Mussini»-Sortiment der Maler verwendet haben muss. Zudem umfasst der Anhang ein Glossar der Methoden und Geräte, die bei den Strukturuntersuchungen der Gemälde und den Materialanalysen zum Einsatz kamen.