V.7

Die unmögliche Begegnung von Europa und Afrika
Der Hofapotheker und Kurator des Cabinet des Singularités Du Roi Jean Mocquet (1575-nach 1617) unternahm zwischen 1601 und 1612 fünf Reisen nach Afrika, Brasilien, Indien und in den Nahen Osten.Sein Reisebericht erschien 1617 erstmals in Paris und 1656 ins Holländische und 1668 ins Deutsche übersetzt.

Mocquets Bericht liefert eine Fülle von Schwänken und Reiseanekdoten, die er vorgibt, unterwegs erzählt bekommen zu haben. Eine Geschichte berichtet vom Schiffbruch eines Engländers, der als einziger Überlebender auf einer einsamen Insel gestrandet sei und dort für eine Weile mit einer Wilden zusammengelebt habe. Als er die Wilde aber verließ, sobald sich ihm die Gelegenheit bot, sei diese aus Verzweiflung in ihren verrohten Zustand zurückgefallen und habe das gemeinsame Kind entzwei gerissen und dem untreuen Mann eine Hälfte ins Meer hinterher geworfen. Diese Geschichte erfreute sich in Nacherzählungen und Theaterstücken als koloniales Lehrstück über die Überlegenheit der Europäer und die Unmöglichkeit einer gleichberechtigten Begegnung mit den ‚Wilden’ unter dem Titel „Inkle und Yariko” bis ins 18. Jahrhundert großer Beliebtheit.

V.7 Jean Mocquet: Voyages en Afrique, Asie, Indes Orientales & Occidentales, Paris: de Heuqueville, 1617
UB Heidelberg, A 678 RES
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V. Erkundung der Welt und ethnographische Interessen