II.35

Nationalstreit um germanische Wurzeln
Tacitus’ Germania löste nach ihrer Wiederentdeckung im Jahr 1455 eine lebhafte Diskussion um die ‚germanische‘ Nationalgeschichte und -identität aus. Der Reformator Althamer (um 1500-1539) kommentierte die Schrift mit dem Ziel, das ‚wahre‘ Bild des historischen und gegenwärtigen Deutschlands zu zeigen.

Nachdem 1455 Enoch d’Ascoli den Tacitus-Text in Kloster Hersfeld wiederentdeckt hatte, wurde er 1458 von Enea Silvio Piccolomini mit einem italien- sowie kirchenfreundlichen Kommentar herausgegeben. Aus reformatorischem Eifer gegen die Piccolominische Lesart betonte Andreas Althamer die tief verwurzelte Frömmigkeit und Rechtgläubigkeit der Germanen. Daher diskutierte er die Passagen zu den alten germanischen Göttern besonders ausführlich und ergänzte sie um historiographische Passagen zur Einführung des Christentums.
 

II.35 Andreas Althamer / Cornelius Tacitus: De moribus et populis Germanorum, [Nürnberg]: Aich, 1529
UB Heidelberg, D 6447 RES

II. Antiquarisch-historische Forschung