II.30

Das Rästel der Sphinx
1674 wurde das Grab des Quintus Nasonius Ambrosius mit einem umfangreichen Zyklus von Wandmalereien in der Via Flaminia freigelegt. Auf die außerordentliche Entdeckung folgte rasch die bildliche Dokumentation durch den Maler und Stecher Pietro Santi Bartoli (1635-1670).

Zu Tafel XIX kommentiert Bellori die berühmte Rätsel-Szene der Ödipus-Sage: Die auf einem Felsen sitzende Sphinx hielt die Reisenden zur Stadt Theben auf und verlangte von ihnen die Lösung eines Rätsels. Antworteten sie nicht richtig, riss die Sphinx sie in den Tod - würden sie jedoch das Rätsel lösen, so müsste die Sphinx sterben. Die Frage hatte nach einem Tier gelautet, das morgens vier Füße habe, mittags zwei und abends drei. Ödipus interpretierte dies als Allegorie auf die Hinfälligkeit des menschlichen Lebens. Der Mensch bewege sich als Kleinkind auf Händen und Füssen, als Erwachsener auf zwei Beinen, als Greis mithilfe eines Stocks.
 

II.30 Pietro Santi Bartoli / Giovanni Pietro Bellori: Le Pitture antiche del sepolcro de Nasonii nella Via Flaminia, Rom: Bussotti, 1680
UB Heidelberg, C 5976-8 Folio RES
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II. Antiquarisch-historische Forschung