Der Nullte

Das Leporello ›Der Nullte‹ wird von einem Pappschuber geschützt, auf dessen Außenseiten Fragmente von Radierungen montiert sind, die sich zu einfachen Strichzeichnungen von Gesichtern formen– von jeder Seite scheint das Buch seinen Leser naiv anzuschauen. Das Leporello selbst enthält auf Vorder- und Rückseite 40 Radierungen, die allesamt verschiedene Gesichter und Gesichtsausdrücke zeigen. Auf der letzten Seite ist ein Gedicht von Manfred Wiemer im Klischeedruck montiert, das den Titel »den« trägt. 

›Der Nullte‹ wurde ebenfalls noch vor Gründung der Grafik- und Künstlerbuchsammlung von der Galerie Oben – Kunst der Zeit in Karl-Marx-Stadt, heute Chemnitz für die Sammlung Seltene Bücher erworben. 1973 als Verkaufsgalerie außerhalb des Staatlichen Kunsthandels gegründet, nutzte die Galerie Oben das sich freier gebende kulturpolitische Klima unter dem von Honecker ausgegebenen Motto ›Weite und Vielfalt‹, um der nonkonformen Kunstszene eine Bühne zu geben. Die Galeristen Gunar Barthel und später Bernd Weise, engagierten sich für die zeitgemäße Erweiterung des Kunstspektrums jenseits des verordneten Sozialistischen Realismus. Die Landesbibliothek unterhielt in den 1980er Jahren engen Kontakt zu der Galerie, über den rund fünfzig autonom hergestellte Künstlerbücher in den Dresdner Bestand gelangten.

Bibliografische Angaben

Dresden, circa 1984
Auflage: 50 Exemplare
Künstler*innen: Claus Weidensdorfer, Andreas Küchler, Jürgen Wenzel, Veit Hofmann
Autor*innen: Manfred Wiemer 
Literatur: Henkel/Russ, B.113
Exemplar der SLUB: Exemplar-Nr. 3/50, von den Künstlern signiert | Signatur S.B.1969, 1985 erworben von Kunst der Zeit. Galerie Oben, Karl-Marx-Stadt | Katalogeintrag