The south is also translated

Der Lyriker Sascha Anderson gehörte mit zu den produktivsten Protagonisten von autonom hergestellten Künstlerbüchern und Editionen. Anderson war in den Kreisen gut vernetzt, kannte viele der Künstler*innen und Autor*innen und war nicht wenigen freundschaftlich verbunden. Mitte der 1980er Jahre initiierte er eine zwölfbändige Editionsreihe, für die er mit vielen von ihnen zusammenarbeitete. Für ›The south is also translated‹ gestaltete Wolfram Adalbert Scheffler die einfarbigen Siebdruckgrafiken, Anderson übernahm die Textbeiträge. Im letzten Band der losen Reihe, ›Flugschutt‹, fasst Anderson die Motivation für die Edition zusammen: »einer der gründe für das entstehen dieser edition war die nichtpräsenz einer Literatur auf dem ddr-staatlichen markt, der jedoch die laschen und gefügigen, selbstgefälligen […] nachdenker und hinterherschreiber veröffentlicht[e].«

Alle Bände der Edition sind vollständig im Siebdruckverfahren vervielfältigt und in japanischer Bindung zusammengefügt worden. In der Regel sind es Texte von ein bis zwei Autor*innen, die in Dialog zu Grafiken von ebenfalls ein bis zwei Künstler*innen treten. 

Sascha Anderson wurde 1991 als Inoffizieller Mitarbeiter der Stasi entlarvt. Selbst als er 1986 nach Westberlin übersiedelte und von dort aus weiter mit Künstlerfreund*innen im Osten zusammenarbeitete, setzte er seine in den 1970er Jahren begonnene Zusammenarbeit mit der Staatssicherheit fort. Einige seiner einstmals engen Freund*innen setzten sich in den 1990er Jahre künstlerisch mit dem, teils intimen, Verrat auseinander. 

Bibliografische Angaben

Edition Sascha Anderson, Berlin 1984
Auflage: (ohne Angabe, 30 Exemplare)
Künstler*innen: Wolfram Adalbert Scheffler
Autor*innen: Sascha Anderson
Literatur: Henkel/Russ, B.135.2, Zellinnendruck
Exemplar der SLUB: nicht nummeriert, von den Künstlern signiert | Signatur 1.G.2.114, 1992 erworben von privat | Katalogeintrag