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Bei ›Intermedia I‹ handelt es sich um ein Sonderheft der Zeitschrift ›USW‹, die von dem Fotografen Michael Brendel herausgegeben wurde. Bis 1987 entstanden elf Hefte und das ›Intermedia‹-Sonderheft in einer Auflage von fünfzehn, später fünfundzwanzig Exemplaren. Brendel setzte damit in gewisser Weise die Zeitschrift ›und‹ fort, die Lothar Fiedler 1982 gründete und die die erste mehr oder weniger regelmäßig erscheinende, in Eigenproduktion und -verantwortung hergestellte Künstlerzeitschrift in der DDR war. Die ›und‹ musste unter Androhung einer Gefängnisstrafe für den Herausgeber 1984 ihr Erscheinen einstellen. Michael Brendels ›USW‹ nahm den Staffelstab auf und knüpfte nicht nur mit dem Zeitschriftentitel, sondern auch in der Konzeption der Hefte an den Vorgänger an. 

Das Sonderheft erschien anlässlich des Kunstfestivals ›Intermedia I. Klangbild – Farbklang‹, das Anfang Juni 1985 in Coswig bei Dresden stattfand. Christoph Tannert und Michael Kapinos zeichneten als dessen Kuratoren verantwortlich und konzipierten ein genreübergreifendes Spektakel. Künstler*innen, Musiker*innen, Autor*innen, Tänzer*innen, Filmemacher*innen, Fotograf*innen gestalteten für über 1.000 Gästen ein multimediales Programm aus Performances, Saaldekoration, Tanz, Film und Musik. Auf der ›Intermedia I‹ waren nahezu alle jungen und unangepassten Kulturschaffenden zu finden. So wundert es nicht, dass trotz offizieller Genehmigung die Veranstaltung dennoch genauestens von der Staatssicherheit registriert wurde und zahlreiche Inoffizielle Mitarbeiter unter den Gästen zu finden waren. Für den Leiter des Kulturhauses Coswig, Wolfgang Zimmermann, der den Ballsaal seines Hauses für die aus der ganzen DDR anreisenden Festivalgäste zur Verfügung gestellt hatte, blieb die Veranstaltung nicht folgenlos. Er wurde als Leiter des Kulturhauses im Anschluss fristlos entlassen. 

Michael Brendels Sonderheft kann als Dokumentation des Festivalwochenendes angesehen werden. Es enthält nicht nur zahlreiche Fotografien von den Auftritten, zufälligen Szenen und von den im Saal aufgehangenen, von verschiedenen Künstlern gestalteten Faltrollos. Es umfasst zudem eine Tonkassette, die Live-Mitschnitte der Band-Auftritte enthält und somit auch akustisch eine Vorstellung des Festivals überliefert. Das Heft konnte 1994 vom Herausgeber erworben werden. Es ergänzte damit den Bestand der Sächsischen Landesbibliothek, die von Brendel bereits 1986 sechs Ausgaben des ›USW‹ angeboten bekam und angekauft hatte.