Die Grafiksammlung als neue Sondersammlung

1986 gilt als das Gründungsjahr der heutigen Grafik- und Künstlerbuchsammlung der SLUB. Ursprünglich wurden die originalgrafischen Künstlerbücher in der Sammlung Seltene Bücher aufgestellt. Es steht zu vermuten, dass sowohl die wachsende Anzahl der Exemplare als auch die spezifischen Eigenarten der Künstlerbücher später Anlass zu einer gesonderten Aufstellung gaben. Im Protokoll einer Dienstbesprechung vom 2. Februar 1986 findet sich der Hinweis, dass eine neue Sondersammlung mit »originalen Grafikblättern, künstlerischen Einblattdrucken und Plakaten« eingerichtet werden soll. Ein darüberhinausgehendes Schriftstück zur Gründung konnte in den Akten bisher allerdings nicht gefunden werden.

Gesichert ist, dass 1986 damit begonnen wurde, die ersten Künstlerbücher für die neue Sammlung umzusignieren. Der Bestand der Seltenen Bücher scheint mehr oder weniger systematisch nach originalgrafischen Künstlerbüchern und Mappenwerken durchsucht worden zu sein. Unter welchen Kriterien die Auswahl und Umsetzung erfolgte, ist heute nicht mehr genau zu sagen. Einige Bände, die inhaltlich der Grafik- und Künstlerbuchsammlung als zugehörig anzusehen sind, verblieben in der alten Sammlung. So ist zwar die 1982 von Helge Leiberg angekaufte Mappe ›Kein Wind schlägt die Flügeltüren zu‹ (Sign. 1.G.2.30) in die Grafiksammlung umgezogen, die im selben Jahr ebenfalls von Leiberg erworbene Mappe ›Bink-Bink‹ jedoch verblieb bei den Seltenen Büchern. Insgesamt setzte man knapp 200 Grafikmappen und Bücher um, darunter einige wenige Mappenwerke aus dem vor 1945 erworbenen Altbestand und etwa 80 zwischen 1945 und 1980 in den Bestand gelangte Werke. 

Alle originalgrafischen Neuerwerbungen nach 1986 erhielten nun direkt die sogenannte G-Signatur. Einer der ersten genuin für die neue Sammlung erworbenen Bände war ›Verlustich‹ (1.G.8.1) von Michael Brendel, Peter Harnisch und Frank Lanzendörfer. Bis 1989/90 wuchs die Grafik- und Künstlerbuchsammlung beträchtlich. Nicht nur, dass über 200 Künstlerbücher hinzukamen, zusätzlich wurden auch verstärkt Künstlerzeitschriften, nicht selten in Fortsetzungsbestellung, angekauft, so etwa seit 1987 die Berliner inoffizielle Zeitschrift ›Entwerter/ Oder‹.

Verlustich

Dresden, 1985

Der Hase, Heft 1 (1986)

Zeitschrift, erschienen in Karl-Marx-Stadt 1986 bis 1990, wohl in drei Heften

Türen

Rudolstadt 1987

Entwerter/Oder, Heft 11 (Dezember 1984)

Zeitschrift, erschienen in Berlin von 1982 bis 2014, Wiederaufnahme 2021

Schwesterchen im Wind

Schwansee, Berlin 1984