Götterbilder - Mythographie in der Frühen Neuzeit
Das "Fortleben der antiken Götter", die Auseinandersetzung in Text und Bild mit der antiken Götterwelt, kennzeichnet die europäische Kultur bis in die Gegenwart. Entscheidende Epochen und Kontexte lassen sich daran festmachen, wie mit der herausfordernden Spannung umgegangen wurde, die diese ehemals zentralen Gestalten in einem grundlegend veränderten christlichen Umfeld provozierten und welche Deutungsmodelle der antiken Götter diskutiert wurden. Im Bereich der Bildkünste lieferten die antiken Götterbilder seit der Renaissance ästhetische Modelle und konnten als Sinnbilder und Personifikationen dienen.
Das visuelle "Fortleben der antiken Götter" - so der Titel der klassischen französischsprachigen Studie von Jean Seznec aus dem Jahr 1940 -, oder auch das "Nachleben antiker Göttergestalten" - so bereits die kaum beachtete, 1931 publizierte Dissertation von Alma Frey-Sallmann - wird in der hier vorgestellten Forschungsdatenbank "Götterbilder digital" in neuer Weise zugänglich gemacht: Möglich ist es nun, die druckgraphischen Veränderungen und Wanderungen der Götterbilder durch die Bücherwelt des 16.-18. Jahrhunderts zu verfolgen. Bewusst wird dabei nicht zwischen mythographischen, antiquarischen, philologischen, künstlerischen, numismatischen oder populär-unterhaltenden Publikationen und ihren Illustrationen unterschieden. Ausserdem werden für Schlüsselwerke wie Vincenzo Cartaris mythographisches Handbuch der 'Imagini colla sposizione degli dei degli antichi' (1556) möglichst alle Ausgaben erfasst: Der Erfolg von Cartaris 'Imagini' begründete sich unter anderem daraus, dass sie ab der 3. Aufl. 1571 erstmals umfassend illustriert waren. Bis 1711 wurden sie vielfach nachgedruckt, übersetzt und auch um außereuropäische Gottheiten erweitert.
Das Projekt geht von einer Ausstellung zu "Götterbilder und Götzendiener in der Frühen Neuzeit" aus, die 2013 in an der Universitätsbibliothek Heidelberg in Kooperation mit dem Zentralinstitut für Kunstgeschichte München gezeigt wurde und hier nun als "Virtuelle Ausstellung" auch zu besichtigen ist. Datenbank und Forschungen dazu werden in den nächsten Jahren kontinuierlich ausgebaut.