IV.29

Nebukadnezars Götzenbild - der Endchrist
Die reformatorische Polemik des 16. Jahrhunderts bezog die Visionen des Propheten Daniel und den Endchrist wiederholt auf den Papst. In diesem Sinne verfasste der Historiograph Adam Reißner (um 1500-1572) seine Römischen Historia, eine gänzlich papstfeindliche Geschichtsschreibung.

Die Weltgeschichte gründet sich darin auf das Gegensatzpaar Jerusalem - Babylon, wobei Babylon mit dem Papsttum und dem Antichrist gleichgesetzt wird. Jerusalem dagegen steht für die Geistesgemeinschaft der wahren Christgläubigen, die wie Reißner selbst der reformierten Glaubensrichtung nach Caspar Schwenckfeldt anhingen. Diese Interpretation der Geschichte entsprach kaum der Intention von Reißners Auftraggeber Johann Jakob Fugger. Vielmehr war eine Art Augenzeugenbericht der Erstürmung und Plünderung Roms im Jahr 1527 durch das Heer der Landsknechte verabredet, an der Reißner als Geheimschreiber in den Diensten Georgs von Frundsberg teilgenommen hatte. Der Heidelberger Codex, eines von drei erhaltenen Exemplaren, war vermutlich Pfalzgraf Ottheinrich, der Reißner persönlich kannte, gewidmet.
 

IV.29 Adam Reißner: Römische Historia, Mindelheim (?), 3. Viertel 16. Jahrhundert, Papier
UB Heidelberg, Cod. Pal. germ. 97
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IV. Polemik und Poetik