Erbsenverarbeitungsanlagen und Damenblusen – Angebots- und Referenzalben des 20. Jahrhunderts

Produzenten von Waren, wie etwa Maschinen, Lastkraftwagen oder Kleidung, nutzten Fotoalben vornehmlich in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, um die jeweilige Produktpalette oder fertige Aufträge visuell ansprechend zu präsentieren. Die verwendeten Fotografien wurden entweder aus verschiedenen Quellen zusammengestellt oder als Bildserie(n) neu angefertigt (Abb. 1). Die Alben konnten, je nach Größe und Vertriebsradius der jeweiligen Unternehmen, als Einzelstücke oder in mehreren Exemplaren vorhanden sein. Firmen mit komplexerem Angebot und großem Einzugsbereich wie etwa Warenhäuser gaben hingegen bereits seit dem späten 19. Jahrhundert gedruckte Produktkataloge in Auftrag. Eine Sonderform stellen Firmenalben mit Ereignisfotografie dar, die zum Beispiel Jubiläumsfeierlichkeiten, den Bezug neuer Firmenräume oder Ephemera wie Messestände und Ausstellungen dokumentieren, und bis zum Eintritt in das digitale Zeitalter häufig als Bestandteil von Firmenarchiven vorkommen. 

Eine der ersten kommerziellen Bildagenturen, das »Institut für wissenschaftliche Projection Dr. Franz Stoedtner« (Berlin), nutzte Fotoalben systematisch für die thematische Sortierung und Präsentation ihrer wissenschaftlich-pädagogisch ausgerichteten Bestände. Solche Angebotsalben wurden mit einer Leihfrist von maximal 14 Tagen an Interessenten verschickt, damit diese eine Auswahl treffen konnten (Schmitt, Berlin 1940; Katalog Dr. Stoedtner, Düsseldorf). Ihrer Bestimmung als Versandalben ist es geschuldet, dass die einfachen Kordelbindungen der Alben ausnahmslos eine Plombierung aufweisen (Abb. 2, Katalogeintrag). Etwa ab den 1940er Jahren wurden im Stoedtner-Archiv zusätzlich gedruckte Kataloge verwendet.

Auch für selbständige Fotografen und Architekten war die Zusammenstellung individueller Werkpräsentationen in Albumform naheliegend. Fotografen vermittelten durch das Auslegen von Alben Besuchern einen guten Eindruck ihrer Arbeitsweise, ihrer Stilmittel und ihres technischen Könnens. Architekten nutzten Referenzalben zur Dokumentation ihrer realisierten Projekte, Entwürfe oder auch Wettbewerbsbeteiligungen. Grundrisspläne oder nicht realisierte Entwürfe konnten - in das Medium Fotografie überführt - einem potentiellen Bauherrn einen umfassenden Eindruck der Leistungsfähigkeit und der Erfahrung des Architekten im Umgang mit Bauprojekten geben.

Einbandgestaltungen von Angebots- und Referenzalben variieren von einfachen unbeschrifteten Pappdeckeln über farbigen Karton mit aufgedruckten mehrfarbigen Firmenlogos bis hin zu aufwendigen Kunstlederumschlägen mit goldfarbenem Schriftzug oder Blindprägung (Abb. 3).

Katja Leiskau