Skulptur und Malerei des 15. Jahrhunderts in Florenz
Politisch gesehen war das Florenz des 15. Jahrhunderts durch den Übergang von der republikanischen Struktur zu einem durch die Medici absolutistisch regierten Staat geprägt. Auch die Kunst, die diese politische Transformation begleitet, steht an einer Wegscheide. Daher gelten Kunstausübung und Kunstförderung in einem so komplexen Gemeinwesen wie Florenz heute als paradigmatisch für die „neuzeitliche“ Instrumentalisierung der Kunst als Medium politischer Ziele. Tatsächlich war das Innovationspotential der Florentiner Architektur von Bedingungen abhängig, die heute als kapitalistisch gelten. Diese Faktoren waren: 1. der Reichtum der Banken und der Gewerbe, 2. die daraus resultierende Macht eines von einer oder mehreren Familien bestimmten Interessen-clans (Oligarchie) und 3. das Interesse an einer künstlerischen und damit visuell signifikanten Repräsentation, die mit der Macht eines Clans oder einer bestimmten Familie assoziiert wurde. Obwohl die durch verschiedene soziale und wirtschaftliche Gruppierungen gebildeten Korporationen noch immer als Auftraggeber und Sponsoren fungieren, wurden die seit dem Mittelalter wirksamen sozialen Gemeinschaften allmählich zu Instrumentarien des Einflusses einzelner Familien und Personen. Der Erfolg bestimmter Künstler ist darauf zurückzuführen, dass sie durch tonangebende Familien und die von ihnen kontrollierten Gremien und Gemeinschaften gefördert wurden. Die republikanische Verfassung von Florenz ermöglichte innerhalb der politischen Gruppierungen die Verknüpfung persönlicher Interessen mit dem Verlangen nach öffentlichem Ansehen und dauerhafter memoria, deren Garanten die religiösen Institutionen waren. Hieraus erklären sich die beeindruckenden Stiftungen für Kirchen und karitative Einrichtungen, die eine Legitimation und eine moralisch für notwendig gehaltene Kompensation für das nach christlichen Maßstäben unsaubere Geschäft mit dem Geld und für den materiellen Wohlstand darstellten.