II.37

Vom langen Atem sächsischer Chronistik
Trotz des Titels De Diis Germanis und seines beachtlichen Umfangs enthält das Werk nur spärliche Informationen zu den germanischen Göttern. In der Hauptsache geht es um die Götter anderer nordischer Völker, um ihre Priester und heiligen Bräuche, um ihren Heroen- und Dämonenkult. Der Autor Elias Schedius galt als vielseitig begabtes Wunderkind. Nachdem er 1641 mit nur 26 Jahren verstorben war, gab sein Vater De Diis Germanis 1648 in Amsterdam in Druck. Achtzig Jahre später erschien in Halle eine zweite Auflage mit Anmerkungen des Leipziger Historikers Joannes Jarkius.

Nach der bis auf das Titelblatt unbebilderten Erstausgabe schuf der Leipziger Kupferstecher Johann Benjamin Brühl für die Zweitauflage ganzseitige Darstellungen von Götzen. Dabei handelt es sich nicht etwa um Neuschöpfungen auf der Basis von Schedius’ Beschreibungen. Der Stecher hielt sich bei der Wiedergabe der Götzen und ihrer Attribute eng an die Illustrationen früherer Bücher. Sowohl Schedius’ Text als auch Brühls Stiche gehen auf die Tradition der sächsischen Chronistik zurück. Aus heutiger Sicht ist es mehr als wahrscheinlich, dass der Autor der ersten gedruckten Sachsenchronik von 1492, Konrad Botho, mehrere Götzen und deren Ikonographie überhaupt erst erfunden hatte. Dies betrifft auch die Interpretation des sächsischen Säulenheiligtums Irminsul.

II.37 Elias Schedius: De Diis Germanis Sive Veteri Germanorum, Gallorum, Britannorum, Vandalorum Religione Syngrammata Quatuor, Halle: Ernst Gottlob Krug, 1728
UB Heidelberg, C 1856 B RES

II. Antiquarisch-historische Forschung