II.10

Nachantike Götter-Bilder
Der Libellus de deorum imaginibus ist der erste nachantike Traktat zur Mythographie, der ausschließlich der Beschreibung von ‚Bildern‘ gewidmet ist.

Merkur etwa, der Gott des Handels, der Diebe, der Wege und der Eloquenz, trage Flügel an seinem Haupt und seinen Füßen, führe einen von Schlangen umwundenen Stab sowie eine Flöte als Hinweis auf die Beredsamkeit mit sich: „Eloquentia autem in fistula designatur“ (Seite mit der Beschreibung Merkurs)

Der Text wird dem französischen Benediktiner Pierre Bersuire (um 1290–1363) zugeschrieben, der als Freund Petrarcas und Autor einer Universalenzyklopädie (Reductorium morale) bekannt ist. In zahlreichen Handschriften überliefert und schon in der Inkunabelzeit häufig gedruckt, wurde dieser kurze Text noch bis in das 18. Jahrhundert in antiquarischen und mythographischen Sammelbänden unverändert weiter tradiert. Im Libellus werden keine Beschreibungen ehemals existierender Bilder gegeben, sondern gesammelte Stellen zu einem fiktiven ekphrastischen Text verknüpft.
 

II.10 Albericus : De imaginibus deorum, [Florenz: Bartolomeo de Libri, um 1492]
UB Heidelberg, D 5779 oct. INC

II. Antiquarisch-historische Forschung