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Aus den Erinnerungen eines ehemaligen öfterreichifchen K- Ott i ziens VON MAJOR + + + Illustriert von EMIL WEISS Der eßemahige österreichische Generahstäßßer undKundscßafteroffizi?r, der schon einige seiner Abenteuer in dieser Zr tschrifc wiedergaß, teift hier ein weiteres Kapiteßaus seinem romanhaften Kiiegsdienst mit. Anfang 1917. Die Welt war jetzt total verrückt gewor den. Fehlten außer den paar wirklich neu tral gebliebenen Staaten bloß noch die Boto- kuden und die Eskimos, die sich nicht für die Sache der Entente gegen die verruchten Mittelmächte ins Feld stellten. Militärisch standen diese glänzender da denn je, aber die Wissenden wußten bereits Der Kundschaftsdienst hatte sich für Oesterreich in der Schweiz konzentriert, denn unser Hauptinteresse lag natürlich bei den Vorgängen auf dem italienischen Kriegs schauplatz und im italienischen Hinterlande. Da mein Chef der Meinung war, daß ohne meine werte Mitwirkung über Italien nichts Gescheites zu erfahren sein konnte, wurde ich in die Schweiz geschickt. Wir hatten hier auch noch andere Feuer zu kochen, denn außer mit den Italienern mußten wir uns noch mit den südslavischen, tschechi schen und polnischen Institutionen und Agenten beschäftigen, die hauptsächlich um den Genfer See herum sich niedergelassen hatten. Die Stadt Rousseaus und Lausanne war damals voll von lauter Menschen, die befreit werden wollten. Spionage nach links. Spionage nach rechts. Männer, Weiher, Narren, Patrioten, Gauner, Ehrgeizige, Dummköpfe' — alles durcheinander. Ein Hexenkessel, in dem es unaufhörlich brodelte und zischte, und dem keiner auf den Grund sehen konnte. Eines Tages kam einer meiner Agenten, ein Litauer, zu mir und schwor hoch und teuer, daß er mir eine wundervolle Akqui sition zu verschaffen imstande wäre. „Kennen Sie die Prinzessin S.? Ich kannte sie wohl. Eine Polin, die mit ihrem Manne im Lausanne Palace wohnte und hauptsächlich mit der Entente ver kehrte. Für uns war sie bis jetzt ohne jedes Interesse gewesen, ebenso ihr Mann, der sich als ehemaliger österreichischer Ulanenoffi zier ausgab, furchtbar trank und aller Welt Geld schuldig war. „Also was ist’s mit der Prinzessin S.? „Ich war gestern bei ihr zum Tee und da 609 L1V7 1