AlU Genehmigung des Verlagen R. Fiper d? Co., Aiüncoen Im Sommergarten GemäUe von Manet nichts erzählen dürfen, vielmehr nur Färb fleck, Linie, Fläche, Rhythmus sein sollen, haben die Maler vollends ver gessen, wovon die Lyriker und die Prosadichter noch immer soviel enthül len. Es ist beinahe schwierig, unter den Bildern der letzten fünfzig oder gar der letzten dreißig Jahre solche zu finden, auf denen dargestellt ist, was die galan ten und robusten Zeiten mit Keckheit und Pathos schwelgerisch gestalteten. Watteau und Fragonard, aber selbst Chodowiecki, Vautier und die vielen spä teren Illustratoren temperamentvoller oder artiger Kosereien sind veritabel ge storben. Die Gewöhnung des modernen Lebens, die Liebe der Geschlechter aus der Oeffentlichkeit zu verbannen, hat auch auf die Kunst bestimmend gewirkt. Entscheidend aber blieb, daß die Malerei so sinnenkräftig, so seelenvoll und lebensstark geworden ist, daß sie der Episode, der illustrierenden Nuance ent behren kann: die Frauen von Leibi, von Manet oder von Renoir sind, während sie von bürgerlicher Würde gebunden da sitzen, die heißesten Umarmungen, die je gemalt wurden. Dazu kommt, daß für das Zeitalter der Skepsis und der Analyse auch Eros ein Problem geworden ist. Die Retorte der Psychologie aber lockt nur selten den darstellenden Künstler. Ihn reizt weni ger der Vorgang, als das Sein. Und so finden wir selbst bei einem so eindrin genden Kenner des Weibes, wie es Tou- 13