Ottomar Starke Kleines Rätsel: Wer holt das galoppierende Pferd ein und kommt dabei nicht außer Atem? Wer geht über hohe Berge und stürzt nicht in den Abgrund? Wer überquert Flüsse und geht nicht unter? ■— In Frankreich ein Waldgeist, in Schweden ein Schwede. Turnen führt zur Athletik, Athletik zur Dusche, die Dusche ins Schwimmbecken. Jeder Sport führt zur Sauberkeit. Jeder Sporttreibende beschließt seinen Tag mit einem Schwimmbad. Der Sport, wie jede Liebe, macht uns weniger empfänglich für andere Wonnen, zum Beispiel für die Liebe. Ruhende Athleten. Der Sport hat unserer gehetzten Zivilisation wenig stens die antike Ruhe wiedergegeben. Gewiß, es wäre schöner, einen Beruf zu haben, der uns die der Körper kultur gewidmeten kostbaren Stunden erspart, indem er selbst aus sämt lichen Körperübungen besteht. Ich kenne beinahe nur den Beruf des Otternjägers (aber die ideale Otternart müßte auf Bäume klettern), der einen am selben Tag tauchen, laufen, springen und klettern läßt. Ich habe allerdings einen Bürokollegen, der dank seiner Studien alle Muskeln seines Körpers harmonisch übt durch die Art, wie er über eine Treppe schreitet, in die Straßenbahn springt, einen Aktenstoß aufhebt. Er schließt die Tür mit dem Kopf und verriegelt sie mit dem rechten Fuß. Alle die Bewegungen, an denen wir in der Untergrundbahn die Klavierlehrer erkennen, führt er in den Schuhen mit den Zehen aus. Turne, Nicht-Athlet, in einem dunklen Raume, und du wirst sehen, welch ein entsetzlicher und störrischer Unbekannter dein Körper dir ist.