Hier sitzen die kleinen Leute aus Paris, die neugierigen Fremden aus der großen Welt, gutgekleidete Bürger und die „miserables“ der Straße. Die kleinen Leute aus Paris tanzen, lachen und kümmern sich um niemand. Die Fremden setzen sehr blasierte Mienen auf und dennoch geht es in ihrem Blut auf und ab, ein pikanter Reiz vermischt sich mit unbehaglichen Gefühlen. Die „miserables“ der Straße, die gerade ein paar Franken aufgetrieben haben, um hier eine Limo nade zu trinken, sehen beinahe gefährlich aus. Sie tun aber niemandem etwas, sie lassen sich aber gern beschenken. Auch eine Art von Raub. Da sie nie mit Gewalt erfolgt, kommt sie nicht mit der Polizei in Konflikt. Sie hocken da in ihren alten, geflickten Kleidern, knallbunte Tücher um den Hals, und ihre Ge stalten sind wie ein ewiger Vorwurf, der trotz seiner Stummheit mächtiger ist als die donnernde Stimme eines sozialistischen Parteiredners. Das sind jedoch nicht die Apachen. Die treten nur auf. Der Apachentanz wird in Paris genau so getanzt, wie in allen anderen Städten des Auslandes. Wo Original ist und wo Nachahmung ist, kann nicht mehr ermittelt werden. In Paris, in den Caveaux, schlägt der Tänzer seiner Partnerin vielleicht et was schallender auf die Schenkel. Das mag der einzige Unterschied sein. Es treten auch einige Sänger und Sänge rinnen auf. Sie singen ihre amourösen Chansons (die nur amourös sind) mit einer schnellen, eidechsenhaft gelenki gen Beweglichkeit der Stimme. Um die Abfahrzeit der letzten Metrozüge herum beginnt ein allgemeiner Auf bruch. Das Publikum ist durchaus bourgeois. Die agents de police, die fast vor allen Caveaux stehen, 0 * n La S e > von ihrer Staatsgewalt Gebrauch machen zu müssen; das Pariser Volk ist friedfertigen Charakters. Gegen drei Uhr morgens WC l u T 1Sten Caveaux geschlossen. Allein die Nepplokale, von denen hier nicht die Rede sein soll, führen ihren von einem sehr launischen Glück verfolgten oetneb bis zum Sonnenaufgang fort. Die echten: Ehe echten Pariser Caveaux sind Keller, die immer Keller waren. Nicht extra 1 re tt>C if Ut ex * st * eren se ^ Jahrhunderten. Sie haben es also nicht nötig, ö emac t zu werden. Sie entsprechen auch mehr dem Begriff des Caveau, unter dem eigentlich mehr ein Gewölbe zu verstehen ist. Sie befinden sich in der 1 a le er P^ace St. Michel, in den Gassen des alten Paris. Diese „caveaux istoriques“ waren frühere Gefängnisse. Nichts ist an ihnen verändert. Man Erna Frank Radierung 3 ' 259