I.18

Weltgeschichte mit Tradition
Der Nürnberger Arzt und Humanist Hartmann Schedel (1440–1514) realisierte in Kooperation mit Geldgebern, Gelehrten, Künstlern und Druckern eines der aufwendigsten Buchprojekte seiner Zeit: eine Kombination aus Weltgeschichte und geographischer Enzyklopädie.

Für diese historische Übersicht kompilierte Schedel aus verschiedenen heils- und profangeschichtlichen Texten. Schedel ist somit der Redaktor, der auch das Layout, die Verteilung von Text und zugehörenden Illustrationen, entwickelte. Den Druck besorgte Anton Koberger. Am 12. Juli 1493 erschien die lateinische Fassung, am 23. Dezember desselben Jahres die deutsche.
Die Holzschnitte – 1809 an der Zahl – wurden in der Werkstatt Michael Wolgemuts und Wilhelm Pleydenwurffs geschaffen. Zahlreiche neue Bildkonzepte wurden hier entwickelt, aber auch auf tradierte zurückgegriffen, etwa auf die Druckstöcke, die Anton Koberger in seiner Officin zur Verfügung hatte. Der erste Druck, den Koberger mit Holzschnitten ausstattete, war 1488 die Postilla des Nikolaus de Lyra. Die Darstellungen jüdischer Kultgegenstände und die des Hohenpriesters, der eine tiaraförmige Mütze, das dalmatikartige Ephod mit der edelsteinbesetzten Brustplatte über dem langen mit Glöckchen gesäumten Gewand trägt, stammt aus diesem Bestand (vgl. Exponat Nr. II.44).
 

I.18 Hartmann Schedel / Georg Alt (Übers): Liber chronicarum, deutsch, Nürnberg: Anton Koberger, 1493 (23. Dezember 1493)
UB Heidelberg, B 1554 B Folio INC
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I. Der Blick auf alle Religionen und Riten der Welt