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stand setzte. Während tags darauf Woll- heim Dix die Stadt zeigte, verkaufte Mutter Ey die größeren Bilder und legte das Geld — es waren nach der damaligen Währung für jeden mehrere tausend Mark — in Päckchen abgezählt — neben die Plätze der beiden. Die Ueberraschung war groß. Die Bilder waren wirklich verkauft. Wie oft hatte Mutter Ey früher, um den Jungen Mut zu machen, ein Schildchen „Verkauft“ an die Bilder gehängt, den Jungen das Geld gegeben und später die Bilder irgendwo tief in einen ihrer Schränke und Truhen vergraben, damit sie nicht gefunden wurden. Die „Große internationale Ausstellung junger Kunst“, für die das Warenhaus L. Tietz ein Stockwerk zur Verfügung gestellt hatte, brach den Widerstand der lokalen Presse. Die Führer der Jungen in Deutschland, Frankreich, Rußland, Polen und Schwe den, Japaner, Araber und Italiener kamen nach Düsseldorf, und Mutter Ey bewir tete sie in ihrem Stübchen, wie sie einst die jungen Maler bewirtet hatte. Ihre Skizzenbücher füllten sich mit gezeich neten Widmungen. Ein Japaner schrieb unter sein gezeichnetes Selbstporträt: „Jetzt bin auch ich Ihre Sohn.“ Der Di rektor der städtischen Kunstsammlungen, Professor Koetschau, besuchte das „Ey“ ebenso wie der Direktor der staatlichen Kunstakademie, Dr. Kaerbach. Sie ver teidigt heute „ihre Künstler“, wie sie sie einst fütterte, mit der aufopfernden Liebe einer Löwenmutter um ihre Jun gen. In allen Prozessen, die Wollheim zu führen hatte, trat sie als Verteidige rin der „jungen Kunst“ neben den offi ziellen Sachverständigen auf. So sehr sie aber auch die Künstler liebt, so wenig liebt sie die Frauen. Frauen war von jeher — mit weni gen Ausnahmen — der Zutritt zu ihrem Allerheiligsten verboten. „Künst ler sind ganz friedliche und patente Leute“, sagte sie; „Frauen aber bringen nur Unfriede.“ Wenn man einmal die Geschichte der jungen Malerei in Westdeutschland schreiben wird, wird man Mutter Ey nicht übersehen können. Sie hat für die neue Entwicklung mehr getan als mancher Kunstkritiker oder -sammler von Ruf. ÜÖte glücfltd) ttmrbe mancher leben ♦ ♦ ♦ 2Bie glücflid) mürbe mancher leben, tt>enn er fitf> um anberer Senfe ©acfjen fo mem'g be= fümmerle als um feine eigenen. © 223er in ficf) felbft aerliebf ift, f)af menigffens bei feiner Siebe ben 23orfeil, baff er nidEjf t>iele Jtebenbufjer ersahen wirb. o 3Ran muff feinem JItenftfien trauen, ber bei feinen 23erfirf)erungen bie 33a nb auf baß £ers Iegf. © 223enn jemanb alle glücEIicf)en Ginfälle feines Sebens bicf)f jufammen fammelfe, fp mürbe ein gutes 2Berf baraus mcrben. fjebermann ift menigftens bes einmal ein ©enie. Die eigentlich fogenannfen ©enies f)aben nur bie guten ©infälle biester. Jüan fie£)f alfo, mietüel barauf anfonmit, alles aufjufdjreiben. ©earg' ©E)riftopt) £icf)tenberg ( 174 ^— r 799 )-