Volltext Seite (XML)
Kaufmann : „Als wir aus dem Bauch der Mücke heraus waren, er fuhren wir, daß wir uns in einer ganz anderen Gegend befanden, in dem Ort nämlich, wo wir jetzt wohnen. Mein Vater, der früher Minister war, machte hier ein Geschäft auf, und ich unterstützte ihn bei der Arbeit. Meiner Mutter, der Prinzessin, bekam das hiesige Klima nicht. Ihr Tod war ein sehr harter Schlag für meinen Vater. Er hatte nicht mehr die Kraft, ihn zu über winden. Nach seinem Ableben übernahm ich die Leitung des Geschäfts, und Sie wissen ja sehr gut, Chaudhri ji, zu welcher Blüte ich es gebracht habe. Das ist meine Geschichte; nun erzählen Sie bitte die Ihrige, Chaudhri ji!“ Bauer: „Shäh ji, Ihre Geschichte ist vollkommen wahr. Hören Sie nun die meinige an, welche an Wahrheit der Ihrigen sicher nicht nachsteht. Mein Urgroßvater war der reichste Bauer im ganzen Dorf. Er war nicht nur schön und stattlich, sondern auch sehr gebildet und intelligent. Er war überall sehr beliebt. Den Bedrängten stand er immer bei. Den anderen Bauern des Dorfes half er im Notfall mit seinem eignen Vieh und Arbeitskräften. Brachen Streitigkeiten unter ihnen aus, so wandten sie sich vertrauensvoll an ihn. Er verlangte niemals materielle Belohnung für seine Mühewaltung. Der König schätzte ihn sehr und überhäufte ihn mit Ehrungen. An Körperkraft stellte er Bhim und Rustam in den Schatten, infolgedessen wagte keiner, ihm in die Quere zu kommen.“ Kaufmann: „Sie haben ganz recht, Chaudhri ji!“ Bauer : „Einmal wurde unser Dorf von einer entsetzlichen Hungersnot heimgesucht. Kein Tropfen Regen fiel vom Himmel. Alle Teiche, Brunnen und Flüsse waren ausgetrocknet. Es gab kein Futter. Das Vieh starb nur so hin. Als mein Urgroßvater das sah, rief er alle Bauern zusammen und sagte: ,Liebe Brüder, ich möchte euch einen Vorschlag unterbreiten, der uns sicher die gewünschte Rettung bringen wird. Ich bitte euch, stellt mir alle eure Felder für ein halbes Jahr zur Verfügung. Ich werde sie anbauen, und ihr werdet sehen, daß bald eine reiche Ernte daraus entstehen und alle unsere Sorgen verbannen wird.' Die Bauern willigten ein. Mein Urgroßvater dankte herzlichst und rüstete sich zur Arbeit. Mit einem Ruck hob er das ganze Dorf auf seinen Kopf.“ Kaufmann: „Ganz richtig, Chaudhri ji!“ Bauer : „Mit dem ganzen Dorf auf dem Kopf ging er von Ort zu Ort auf die Suche nach Wasser. Er wanderte durch die ganze Welt. Wo er den Regen herunterprasseln sah, dort füllte er die Felder mit Wasser. Sechs Monate lang währte diese aufregende Jagd. Danach wurden die Felder be ackert. Die Ernte war wider Erwarten groß. Die Weizen- und die Mais pflanzen erreichten eine solche Höhe, daß sie fast den Himmel berührten.“ Kaufmann : „Sie haben recht, Chaudhri ji!“ Bauer : „Jedes Weizen- und Maiskorn war so groß wie Ihr Kopf.“ Kaufmann: „Ganz richtig, Chaudhri ji!“ Bauer : „Scharenweise strömten die Menschen aus den Nachbardörfern zu meinem Urgroßvater, um Getreide zu kaufen.“ 122