Generation, sind schon Beamtinnen. Darum rümpfen sie über jene Mädchen des Nachtlokals die Nase, welche das eigentliche Ballett-Erbe angetreten haben. Ich konnte mir später einen Blick durch den Vorhang nicht versagen. Oh, ich habe noch nie so anmutsvoll, so steifgliedrig und gleichgültig tanzen gesehen! Sie rannten von einer Position in die andere, hielten sich aber untei wegs immer ein bischen auf, um die erlernten Pirouetten vorzubereiten. Hände und Gesichter machten beflissen Husch-Husch, dieweil die Beine nach ließen. Die eine spannte, auf einem Bein stehend, langsam und gründlich ihr Gefieder aus, die zweite trug die ausgespreiteten Rockfalten nach vorn und hockte sich dann zu einem schubertsüßen Menuett-Knix nieder, die dritte guckte gefaßt hin, wenn die Reihe an sie käme. Des k. k. Unterrichtsministeriums Donauwellen. ... Die Drei fielen mir ein, als dieser Tage die Nachricht durch die Blätter ging: das unter Richard Strauß noch gehegte und gepflegte Wiener Opernballett sei in Zerfall begriffen, zwei der Jüngsten und Nettesten aus seiner Schar, die hübsche Tilly Lösch und die Wienerische Hansi Pfund meyer hätten den Abschied bekommen. Ich sah die Tür zum Tanzsaal vor mir, wo sich die kleinen, tanzfrohen Artistinnen, zerpatscht und doch nicht weich getrieben, vor den drei lang aufgeschossenen Engerln ducken mußten, und dachte: wär’s nicht eine Lösung, wenn sie jetzt statt ihrer pensionsberechtigten Schwestern durch die Operntür ins Ballett hüpfen dürften, mit dem ganzen Jubel ihrer zarten, liebesbegabten Körper?! Oder, wenn zur Abwechslung die k. k. Mädeln vom Ballett unter die nächtliche Animierpeitsche kämen . . .? Ottomar Starke