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Heute, wo viele, die gar nichts mit der Schifferei zu tun haben, auf den Flüssen und Kanälen fahren, ist das alles anders geworden. Es gibt sogar sogenannte Schiffer, die meinen, sie hätten den Hund nur zur Bewachung gegen Diebe mit. Auf Kähnen, wo richtige Schiffer fahren, wird nie ge stohlen, und wenn sie auch stundenlang alleine an Land liegen. Händler mit Skipperkes gibt es nicht. Das geht so von Boot zu Boot. Aber es gibt ein paar Schiffseigner, die eine große Zucht haben und wo man schon immer auf einen guten Hund vorgemerkt ist. Aber diese Hunde sind sehr teuer, bis zu 35 Mark ein Männchen. Sind aber ihr Geld wert und brauchen nicht abgerichtet zu werden, weil sie sofort, wenn sie auf den Kahn kommen, alles von selbst wissen, wie ein guter Kapitän. Schwer ist es, den Hund, wenn er einmal an einen Kahn gewöhnt ist, auf einen anderen überzusiedeln. Das echte Skipperke liebt nicht den Schiffer, sondern das Schiff, und ist ihm treu, wohl weil es an Futter fast gar nichts braucht und also seine ganze Freude nicht vom Menschen bekommt, sondern vom Kahn. Es kann sich darum auch nie wieder an Land eingewöhnen. Da heult es und läuft davon, bis es wieder am Kanal ist; oder es geht jämmerlich vor Sehnsucht ein. Wenn der Kahn einmal ein paar Wochen stille liegt, dann ist das eine schwere Sache. Ein paar Tage geht es ja; dann sitzt das Skipperke an dem Loch, wo das Tau hindurch zum Ufer führt, und paßt auf, daß sich das Schiff nicht losreißt. Muß das Schiff aber auf die Werft in Reparatur und das Skipperke herunter, ans Land, ins Haus, der Jammer ist nicht zu beschreiben. Kommt dann das Schiff frisch lackiert wieder auf den Fluß, in seiner neuen Schönheit kaum mehr wiederzu erkennen, Skipperke erkennt seinen Kahn auch nach Wochen wieder und tollt wie wahnsinnig herum. Auch ist es schon vorgekommen, daß ein verkaufter Hund, auf dem neuen Kahn fahrend, dem alten begegnet und ins Wasser gesprungen ist, um auf seine alte Zille wieder heimzukehren. Fred Goldberg