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eingerührt haben, aber wie sinnlos das alles ist, hat unser Herr Gohlisch be wiesen, der vorne die Zigarrenbudike hat und nur ein Bein. Dem habe ich einen von meinen Besten verkauft, und Herr Golisch hat sich ein Wägelchen gekauft und ist abends um 7 Uhr immer ein bißchen herumgefahren. Dem Hund hat es eine große Freude gemacht, den Herrn Golisch zu fahren; galopp i=t es dahin gegangen. Was glauben Sie, was der Herr Golisch für Scherereien mit der Polizei gehabt hat? Alles war verkehrt, nichts vorschriftsmäßig, Geld strafen hat es gehagelt, einmal haben sie ihn sogar gewogen, weil doch die Last nur viermal so schwer sein darf wie der Hund. Schließlich hat er den Kampf aufgegeben, und nun ist er schon seit Monaten nicht mehr aus seiner Bude herausgegangen, und der Hund ist verkauft worden und ist im Milch transport in Lehnitz und hat es wirklich schwer. Ich fahre ja nicht mehr selber. Früher mal habe ich in der Mark mit Kurzwaren gehandelt, habe es aber auf gegeben, weil sie einem immer nach schreien auf der Straße, und wenn mal ’ne Schule vorbeigeht, dann zeigen die Lehrer mit Fingern auf das Hunde fuhrwerk, als ob wir den Hund schin den, bis er kaputt ist. Ich möchte nicht wissen, wer mehr schinden kann, ein Lehrer oder ein Mann mit dem Hunde wagen. Aber mich hat das Geklöhne geärgert, und weil ich mit Hunden groß geworden bin, habe ich mich auf den Handel verlegt, und mit Zughunden bin ich, glaube ich, die letzte in Berlin. Es ist ein großes Risiko dabei. Was glau ben Sie, wie oft ich schon einen Hund gekauft habe und bar bezahlt, von ehr lichen Leuten gekauft, und am ändern Tage hat ihn die Sipo geholt, weil er geklaut war? An der Hehlerei geht es dann immer knapp an der Kante vorbei. Wer aber mal mit einem Hund ge fahren ist, so monatelang und in seinem Gewerbe, der kann kaum mehr mit was anderem fahren. Einen Hund kennt man, und er hat ein Gesicht -wie ein bekannter Mensch, viel mehr als ein Pferd. Was meinen Sie, wie oft ein alter Kunde zu mir kommt und sagt: „Pintscher-Juste, ich brauch einen neuen Hund, aber einen, mit dem man sich auch richtig aussprechen kann.“ V I I Pierre Bonnard 753