Jahre 1571 zur Regierung kam, war eine der ersten Handlungen des neuen Kur« fürsten, die Favoritin seines Vaters auf die Festung Spandau zu bringen, wo sie am 16. November 1J7J starb. Die Sage weiß jedoch zu berichten, daß die schöne Gießerin im Jagdschloß Grunewald lebendig eingemauert wurde und daß sie, wenn im Frühjahr und Herbst um Mitternacht rauhe Winde das Schloß umtoben und die alten Wetterfahnen kreischen, als Geist in den Schloßräumen umher« wandeln müsse, wobei die Türen auf fliegen und die Kaminvorsätze mit Gepolter Umfallen. Dann wandelt auch der alte, gespenstische Kellermeister mit rasselndem Schlüsselbund die große Wendeltreppe hinab, um schließlich in der gewölbten Erdgeschoßhalle zu verschwinden. Die tatsächliche Existenz einer Treppe, die unten vermauert und am oberen Ende durch eine Steinplatte verdeckt ist, mag zur Entstehung dieser Sage geführt haben. Dem vielmals geäußerten Wunsche, die vermauerte Treppe doch zu öffnen, um das Gerücht von der Eingemauerten mundtot zu machen, ist das ehemalige Kaiserhaus eigentümlicherweise niemals nachgekommen. In Potsdam steht an der Schloß« und Hohewegstraße, hart an der Ecke, ein zweistöckiges, palaisähnliches Haus mit dem charakteristischen Mansardendach des beginnenden 18. Jahrhunderts. An der schrägen Hausfront nach der Hohe« wegstraße zu erblickt man außer der durch zwei kunstvoll ausgehauene geflügelte Löwen verzierten Giebelfläche noch ein Steinbild, den weisen Diogenes in der Tonne darstellend. Es ist die symbolische Namensdarstellung für den General v. Einsiedel, der einst Besitzer des prächtigen Hauses war. General v. Einsiedel hatte im November 1744 den schwierigen Rückzug der preußischen Truppen von Prag geleitet und sollte trotz redlichster Pflichterfüllung wegen dieser Nieder« läge vor das Kriegsgericht gestellt werden. Er ging, seiner absoluten Schuldlosig« keit bewußt, dem Tage des Gerichts zuversichtlich entgegen. Als er nach Be« endigung des Gerichts, tief gebeugt ob der Ungnade seines königlichen Herrn, von Spandau nach Potsdam zurückkehrte und dort bald darauf starb, verbreitete sich das Gerücht, der General sei im eigenen Hause heimlich hingerichtet worden. — Die Hinzuziehung des Berliner Scharfrichters zu seiner Bestattung und die in aller Stille erfolgende Beisetzung der Leiche in Wiepersdorf hatten dieser düster« romantischen Sage einen Anstrich von Wahrheit gegeben. Die Legende von dem enthaupteten General kam nicht eher zur Ruhe, als bis man im Jahre 1857 den Sarg öffnete und die Haltlosigkeit der schrecklichen Geschichte bewies. Das „Haus zum Einsiedler“ wurde nun nicht mehr als Spukhaus, in dem der General ohne Kopf sein Unwesen treiben sollte, gemieden, sondern dient heute einem beliebten Hotel. 104