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Produktionsleiter (zum Platznehmen auffordernd): Wir brauchen einen Liszt« Film. Thekla: Da bin ich doch nicht zuständig. Ich arbeite nur in Abteilung KL, Kriminal und Liebe. Liszt ist M, Musik. Produktionsleiter: Eben nicht. Sie sind doch zuständig, liebste Thekla. Ganz neue Idee von mir. Sie werden das schon einsehen. Thekla (schelmisch): Sie scherzen doch nicht, Herr Direktor. Oder meinen Sie etwa gar nicht den Komponisten, sondern Franz von Liszt, den berühmten Straf« rechtler? Ach so, ich verstehe, Sie wollen zeigen, daß selbst ein Jurist . . . Produktionsleiter (hellhörig werdend): Jawohl, selbst ein Jurist mit dem Gesetz . . . Thekla (verständig): ... in Konflikt kommen kann. Wunderbar. Sie spielen da wohl auf die Potsdamer Episode mit der jungen Prinzessin an. Produktionsleiter (etwas unsicher): Eigentlich nicht so sehr, aber (auf einmal sehr neugierig): Wie war denn das mit der Prinzessin? Thekla: Na, das ist doch die bekannte Szene mit der Friederike von Hohen« zollern, der Tochter des Prinzen Louis Ferdinand. Die geht da eines Tages am Jungfernsee . . . Produktionsleiter: Jungfernsee ist gut, glänzend sogar! Thekla: . . . am Jungfernsee spazieren, da nähert sich ihr der damals noch junge Referendar. Es war aber nicht Liszt, sondern der noch jüngere Bismarck. Und wie die beiden eben anfangen . . . Aber nein, das ist zu banal . . . Produktionsleiter (übereifrig): Wieso, wenn es historisch ist? Thekla: Also wie die beiden nun eben anfangen, da hören sie plötzlich einen Schuß. Na, und dann kommt die berühmte Geschichte mit dem Goetheschen Liebesgedicht. Produkti onsleiter (voller Spannung, aber bereits würdevergessen): Kenne ich nicht. Thekla (mit der Verachtung einer gebildeten Frau): Na, das ist doch die bekannte Sache von Goethes einzigem Aufenthalt in Potsdam. Der alte Goethe hatte sich’s unbedingt in den Kopf gesetzt, noch einmal Sanssouci zu sehen. Und eben gerade an dem Tage ging der Schuß los. Produktionsleiter: Was für’n Schuß? Thekla: Das heißt, noch nicht gleich. Die junge Friederike, etwas sentimental, hatte, im Kahn auf dem See rudernd, das reizende Liedchen aus Goethes Jugend« dichtung geträllert: „Die Liebe, die Liebe ist eine Himmelsmacht . . ." Produktionsleiter: Was? das ist von Goethe? Wußt ich noch gar nicht. Thekla (verächtlich): Natürlich. Und gerade, wie sie das singt, geht der alte ichter durch den Park. Es kommt zur Begegnung. Der Alte gerät in Rührung. r * e ^5 r *k- e von Hohenzollern voller Bewunderung an der uralten Eiche des Parks. Im Hintergrund der junge Bismarck 1 < ^ ro ^ u ^ OI ^| e ^ ter drückt auf einen verborgenen Knopf unter dem Tisch. Alarm# ^..° C ramatur g* e - Szenenwechsel. Blick in die Dramaturgie. Die Alarmglocke j w , tUr J n * e ^^duktionsleitung. Vor dem Zimmer des Allgewaltigen Respekt und Würde. Leise tritt einer nach dem ändern ein.) 566