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Schäfer-Ast Der Dichter GENIE UND GESUNDHEIT Von GOTTFRIED BENN G enie sonderbar als Wort, Vorstellung und Tatsache in einer Zeit, die mit allen ihr gegebenen Talenten und Machtmitteln den Begriff des Durch- schitts, der Norm und des Allgemeinen schützend umgibt. Nicht nur die Roh stoffe, die Nahrungsmittel, das Kapital und die Vergnügungen sollen allen gemein sam und zugängig sein, nein, neuerdings auch die Begabung. Nach der Lehre der Individualpsychologie gibt es eine Einheitsbegabung, ein intellektuelles Unisono, das mit der Erbmasse mitgeboren wird, und aus dem dann mit Hilfe des sogenann ten Mut- und Trainingskomplexes der Staat und seine Pädagogen den nutzbrin genden Normaltyp herauspolieren können. Hochgespanntes Glücksgefühl des Forschers, der sich rühmt, bereits eine Dreiviertelübereinstimmung seiner Intelligenzprüfungen mit der Schulrangordnung feststellen zu dürfen! Perspek tive voll Kühnheit und eines — sozial gestatteten — Triumphes, daß die Methode vielleicht bald so weit gesichert ist, daß man einem Anwärter die enorme Prä destination für einen Rechtsanwalt oder einen Farbenphotographen Voraussagen könnte! Genie — und neben dem Pädagogen der Samariter. In seiner Hand, als des Biologen, ruhen die Werte der Zucht. Dort holt er mit der Malariakur den 574