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Seite 44 Das Neue Rußland Nr. I -'2 j Neues über und aus Rußland V olkswirtschaf t Neue Ansiedlungspolitik in der Union Das Landwirtschaftskoinmissariat will plan mäßig die brachliegenden Ländereien im laufenden Jahre in das aktive Wirtschaftsleben einbeziehen. Dazu soll eine großzügige Ansiedlungspolitik ein geleitet werden. Als Ansiedlungsgebiete werden vom Landwirtschaftskommissariat in erster Linie bezeichnet: der Nordkaukasus, das Wolgagebiet, Teile Sibiriens, das Gebiet „des Fernen Ostens“, der Norden des europäischen Rußlands. Im Jahre 1926 beabsichtigt das Kommissariat die Ansiedlung von 14S 000 Personen. Meldungen dafür sind auf die erste Zeitungsmitteilung in Höhe von ungefähr 430 000 Stück eingelaufen. Die Umsiedlung aus dichter bevölkerten Ge bieten in das Ansiedlungsbereich wird vom Land wirtschaftskommissariat unterstützt. Ihm steht für 3 926 dafür ein Fonds von 9 Millionen Gold rubeln zur Verfügung. Im letzten Jahr wurden für diesen Zweck nur 450000 Goldrubel verausgabt. Über die Staatsindustrie der Sowjetunion Wir entnehmen einem Bericht über die Staats industrie der Sowjetunion einige besonders charak teristische Zahlen und Angaben: Zahl der Betriebe Zahl der Arbeiter 1923—24 2 110 1 380 000 1924—25 2 288 1 690 000 Indem die Zahl der Betriebe im letzten Jahre um 153. d. h. um 7,5% zugenommen hat, ist die Arbeiterzahl um 310 000 ode' 22,5% gestiegen. Dagegen ist der Wert der Produktion von 1 553 368 000 Rubel für das Jahr 1923/24 auf 2 537 422 000 Rubel, d.h. um 63,3%, gestiegen. Einzelne Industriebranchen weisen eine ganz be trächtliche Steigerung auf, so die Textilindustrie — von 374 000 Rubel auf 624 000 Rubel, also um 66%, die Metallindustrie — von 270 500 auf 503 300, also um 86%, die chemische Industrie — von 115900 auf 254400, also um über 100% usw. Die Union in der deutschen Handelsbilanz. Die deutsche Handelsbilanz des letzten Jahres liegt amtlich für die Zeit, von Februar bis September 1925 vor. In der deutschen Ge samteinfuhr von 10,4 Milliarden war Rußland mit 149,2 Millionen und das asiatische Rußland, das in der deutschen Statistik von der Union immer noch gesondert geführt ^sird, obwohl die ge samte Union heute ein einheitliches Wirtschaftsgebiet ist, mit 17,5 Millionen. Die Ausfuhr Deutschlands nach Rußland betrug bei einer Gesamtausfuhr von rund 6.4 Milliarden insgesamt 161 Mil lionen Mark, nach dem asiatischen Rußland 1 Million. Die Ge samtbilanz — Rußland unter Einschluß des asiatischen Ruß lands — ist also für Rußland in der angegebenen Zeit mit rund 5 Millicnen aktiv, da die Gesamteinfuhr Deutschlands aus Ruß land unter Einschluß des asiatischen Rußlands 166.7 Millionen, die Ausfuhr^! 62 Millionen betrug. In der Gruppe der Farben und Chemikalien steht Rußland an zweiter Stelle mit 40,8 Mil lionen unmittelbar hinter den Vereinigten Staaten mit 54,6 Mil lionen als wichtiges Absatzland. Ferner kommen für steigerungs fähigen Absatz Eisenwaren, Lederwaren und elektrotechnische Erzeugnisse in erster Reihe in Betracht. Vom innerrussischen Handel. Aus den amtlichen Angaben über den Gesamtinnenhandelsumsatz Rußlands im Jahre 1924-25, der auf 21,3 Milliarden Rubel berechnet ist. geht hervor, daß die Beteiligung des Privatkapitals am Handelsverkehr in Rußland durückgegangen, der Anteil der Genossenschaften und des Staates dagegen gestiegen ist. Neuregelung der russischen Landwirtschafts steuer. Das Finanzkommissariat der UdSSR, hat die Grund linien zur Reform der Landwirtschaftssteuer für das Jahr 1926-27 ausgearbeitet. Die Steuererhebung soll ab 1. März 1926 nach einer gleitenden Skala erfolgen. Der Gesamtertrag der Landwirt schaftssteuer wird auf 250 Millionen Rubel, also höher als im laufenden Wirtschaftsjahre berechnet. Ein gewisses Minimum des Einkommens auf dem flachen Lande ist steuerfrei. Bei der Steuererhebung sollen auch solche Einkommen in Betracht ge zogen werden, die bisher nicht berücksichtigt wurden, wobei die wenig bemittelten Schichten der landwirtschaftlichen Bevölkerung eine ermäßigte und die W ohlhabenden (die sog. Kulaki) eine er höhte Steuer zu entrichten haben. Ein russisches Urteil über die Tätigkeit der Mologa A.-G. Die „Ekon. Sh.“ widmet einen Artikel dem deutschen Konzessionsunternehmen ..Mologoles“ und weist an erkennend auf die Leistungen der Mologa A.-G. hin. In dem Ar tikel heißt es u. a.: ln den zwei Jahren ihrer Tätigkeit in Rußland ist die Mologa A.-G. allen ihren Verpflichtungen nachgekommen. Auf dem Gebiete der Konzession sind z. 7. drei neue Sägewerke in Betrieb, die von der Mologa A.-G. in modernster Art ausgerüstet sind. Mehrere neue Betriebe sollen in der nächsten Zeit errichtet werden. Insgesamt beschäftigt der Konzessionär etwa 25000 Ar beiter. Für den Bau der Betriebe und der Eisenbahnlinie hat die Mologa A.-G. bisher über 2 250 000 Rubel investiert. Dieses Kapital wird sich demnächst wesentlich erhöhen müssen, da die Bautätigkeit noch lange nicht beendet ist. und zwar sieht die Beendigung des Baues der Eisenbahnlinie weitere Ausgaben in Höhe von 12 Millionen Rubel vor. An Arbeitslöhnen wurden von der Gesellschaft im Wirtschaftsjahr 1924-25 rund 1.2 Millionen Rubel verausgabt. Die Fortschritte der Industrie im Kaukasus sind sehr groß. In vielen Branchen wurde der \ orkriegsstand nicht nur erreicht, sondern schon überschritten. Der Produktionswert der kaukasischen Industrie belief sich auf 104.1 Millionen \ or- kriegsrubel gegen 56,8 Millionen Rubel im Vorjahre. Die größten Fortschritte weist die Lebensmittelindustrie (48 Millionen Rubel gegen 26 Millionen), die Lederindustrie (16,2 Millionen gegen 8 Millionen), die chemische Industrie (9.9 Mil’ionen gegen 6,2 Mil lionen) und die Montanindutrie (5,7 Millionen gegen 3,8 Millionen) auf. Die Aussichten der Erzindustrie der Sowjetunion. Vor kurzem hat eine deutsche technische Kommission das süd liche Erzgebiet der Sowjetunion eingehend erforscht, um die Aus-