Nr. 12 Das Neue Rußland Seite 27 Kalinin am Arbeitstisch Zum 5 0. Geburtstag von M. I. Kalinin Michail Iwanowitsch Kalinin wurde im Dorfe ^ erchnaja Troitza geboren. Vom 6. bis zum 11. Lebens jahr mußte er seine Geschwister betreuen und häus liche Arbeiten verrichten, die ihn den ganzen Tag in Anspruch nahmen. Mit 10 Jahren erhielt Kalinin den ersten Schulunterricht bei einem alten Soldaten nach dem altslawischen Alphabet. Lnweit des Dorfes ^erchnaja Troitza befand sich das Gut des Gutsbesitzers Boltowski. Die Familie Boltowski bewohnte es nur im Sommer, ihren eigent lichen ^ ohnsitz hatte sie in Petersburg. Im Jahre 1888, vor ihrer Rückkehr nach Petersburg, baten die Knaben des Gutsbesitzers Boltowski ihre Mutter, dem kleinen Kalinin irgendwo den Schulbesuch zu ermög lichen. Die nächstgelegene Landschule befand sich 12 W erft vom Dorfe entfernt. Frau Boltowski willigte in den ^ unsch ihrer Kinder ein und bezahlte für Kalinin das Kostgeld für den ganzen Winter. Auf diese eise konnte er die Schule besuchen, er zeichnete sich stets durch Fleiß aus und beendete sie als erster Schüler. V ährend seines zweijährigen Schulbesuchs hatte er sämtliche Bücher der Schulbibliothek gelesen. Im Herbst 1889 fuhr der 14jährige Kalinin mit Frau Boltowski nach Petersburg. Mit 18 Jahren, im Jahre 1893 trat er als Lehrling in das alte Arsenal ein, wo er 2 Jahre arbeitete. 1895 bekam er eine Anstellung bei den Putilowwerken. Hier stieß Kalinin zum ersten mal auf Menschen, welche mit politischen Kreisen in Berührung kamen. Ein Jahr darauf entstanden in den erken 15 politische Zirkel, deren Mittelpunkt der jenige bildete, dem Kalinin angehörte. Am 7. Juli 1899 wurde Kalinin zum erstenmal verhaftet. Von diesem Tage an begann das Gefängnisleben und das geheime politische Wirken Kalinins. Er verbrachte 10 Monate im Gefängnis; nach seiner Entlassung reiste er nach dem Kaukasus, wo er als Schlosser in den Eisenbahnwerkstätten Arbeit fand. Während eines Streiks wurde er wiederum verhaftet, verbüßte 2 Monate und nach seiner Entlassung wurde ihm der Aufenthalt im Kaukasus untersagt. Daraufhin fuhr Kalinin nach Reval, woselbst er zum drittenmal verhaftet wurde. Kalinin wurde vom Revaler nach einem Petersburger Gefängnis überführt, wo er Zeuge der schlimmsten Mißhandlungen der revo lutionären Arbeiter und Bauern wurde. Im Jahre 1903 wurde Kalinin erst nach Sibirien ver bannt, um nachher in das Gouvernement Olonezk ver schickt zu werden. 1905 kehrte er nach Petersburg zurück und nahm seine politische Tätigkeit wieder auf. Diese Epoche bedeutete für die Revolutionäre die Zeit grausamster Verfolgungen und Kalinin konnte sich daher nur bei Gesinnungsgenossen unangemeldet und in strengster Verborgenheit aufhalten. Die Parteiarbeit Kalinins erreichte ihren Höhepunkt im Jahre 1907. als er Parteimitglied des Petersburger Komitees, leitendes Mitglied des Metallarbeiterver bandes und Sekretär des Wassileostrowski-Rayon- Komitees wurde. Nachdem alle nacheinander ver haftet waren, verließ Kalinin Petersburg und begab sich aufs Land, von da nach Moskau, wo er eine An stellung bei der elektrischen Station der Straßenbahn erhielt. In den folgenden Jahren wurde er unzählige- mal verhaftet. In den kurzen Zeitabschnitten seiner Freiheit warb er neue Mitglieder für die Bolschewiki aus den Reihen der Arbeiter. Er wurde zum letzten Male im Januar 1916 verhaftet. Nach der Februar revolution wurde Kalinin zum Arbeiterdelegierten in die Petersburger Duma gewählt und darauf im Oktober zum Bürgermeister von Petersburg. In den folgenden Jahren wurde er in die höchsten Partei- und Regierungsämter berufen und ist heute als „Unionsältester“ der volkstümlichste Präsident eines ganzen Landes. Kalinin bei der Landarbeit