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DIR. OTTO EWALD / DER TECHNISCHE TRICKFILM Was ein Zeichentrick ist, wissen wir alle oder wenigstens beinahe alle. Schon weniger, wie er entsteht, und noch weniger, eine wie große Propagandakraft in ihm nach mannigfacher Richtung steckt. Der Zeichentrick besteht in der aufeinander folgenden Aufnahme lauter einzelner Bes wegungsphasen, d. h. Zeichnungen, die alle derart gegen* einander kontrastieren, sich derart unterscheiden, daß z. B. die Bewegung eines sich hebenden Armes in 20 oder 50 Einzelstellungen aufgelöst wird. Der Vorgang ist also der, daß der Trickzeichner nach sorgfältigen Bewegungsstudien, die mitunter recht kompliziert sind — man denke nur an zwei hintereinander schreitende Pferdegespanne mit ihren verschiedenen Beinstellungen —, immer eine Stellung des Objekts nach der anderen zeichnet und aufnimmt. In den Pausen zwischen den Aufnahmen darf das Bild an sich nicht verändert werden, d. h. es darf keinerlei seitliche Bewegung des Bildes eintreten und deshalb werden die festliegenden Teile der Zeichnung mit Nadeln auf der (Kork*) Unter* läge festgesteckt. Man kann sich vorstellen, wie überaus müh* selig es ist, in einer Trickzeichnung z. B. den Vorgang einer wissenschaftlichen Strömung zum Ausdruck zu bringen, bei welchem sich einzelne Stromfäden nicht nur verschieden gegeneinander, sondern auch mit wechselnder Geschwin* digkeit während des Gesamtverlaufs des Bildes bewegen. Oft sitzt der Zeichner Tag und Nacht an einem Trick und neben der sozusagen automatischen Arbeit der Bildver* Schiebung und Aufnahme muß er sich stets den Zweck des Tricks vor Augen halten, Plastizität und Bewegung hinein* legen, Humor oder größte Sinnfälligkeit, Einfachheit und dennoch Zusammenwirkung aller wirksamen Faktoren. Das Laufbild beim Trick, kann uns z. B. zeigen, wie aus der Kaffeeblüte die Frucht entsteht, wie sie geerntet wird und schließlich wie nach verschiedenen fabrikatorischen Mani* pulationen die Kaffeebohne in der Fabrik verpackt wird und von da ihren Weg in die Welt, in die Hände der Kon* sumenten, sogar in ihre Kaffeetassen antritt. In diesem er* zählenden Vorgang liegt die Überlegenheit des Trickbildes gegenüber dem Plakat und derstehenden R eklamezeichnung. Der Wert des Zeichentricks liegt also in doppelter Richtung. Einmal kann man ihn als Erläuterungsmittel für irgend* welche (photographischen) Dinge benutzen, die der Film, das Objektiv, an sich nicht herausbringen könnte, — das andere Mal kann man seine propagandistische Wirkung allein benutzen, kann man mit ihm eine in sich geschlossene Idee darstellen, die Werbewert besitzt. Im industriellen Film wird man sich unter dem ersten Gesichtspunkt ganz be* sonders gern des Zeichentricks bedienen, um an sich schwer verständliche, wissenschaftliche Vorgänge populär oder überhaupt nur klar darzustellen. Hier erinnere ich an die Tricks, welche wir für den Film »Das Segel der Zukunft« (Der Flettner*Rotor) gezeichnet und ausgeführt haben und zwar nach Angabe des Dipl.*Ing. A. Kossowsky, der, ein bekannter Regisseur auf dem Gebiet des technischen und überhaupt kulturellen Films, richtig den Wert des Tricks gerade bei einem so schwierigen Thema wie dem des Flett* ner*Rotors erkannt hat. Hier lag die Hauptschwierigkeit darin, an und für sich ganz unpopuläre Vorgänge der Luft* Strömung auch dem laienhaften Theaterbesucher eindeutig klar zu machen, und der einmütige große Beifall, den dieser Film gefunden hat, ist Beweis dafür, daß der Weg des Tricks der richtige und gegebene war. Hier im Flettner*Rotor*Film haben wir sowohl Bewegungstricks wie auch Entstehungs* tricks angewandt, wirhaben ebenso denMagnus*Effekt trick* filmisch gezeigt, wie auch den Aufbau des Rotorschiffs durch Zusammensetzen einzelnerZeichnungsteile veranschaulicht. ms U\\ Uw*r4r«ck Ffc h i mm I lut* rd ruck P»kri.riehtii»4 mmmmm DER FLETTNER-ROTOR DER FI.ETTNER-ROTO K