Volltext Seite (XML)
den: die Einheitlichkeit der Erhebungen im ganzen Reich, die allein Vergleiche zulässig macht, und zweitens eine Trennung der veröf fentlichten Ziffern nach Sommer- und Winter halbjahr. Eine Vereinheitlichnng der Fremden verkehrsstatistik über die Landesgrenzen hin aus ist angebahnt durch eine Entschließung der internationalen Statistiker-Konferenz in Kairo im Januar dieses Jahres. Der Kreis der Orte, in denen die Erhebungen gemacht werden, wird naturgemäß immer ein recht beschränkter blei ben müssen. Für Deutschland wird grundsätzlich zu fordern sein, daß Angaben gemacht werden über Ost- und Nordseebäder, Heilbäder und Luftkurorte und die Städte mit mehr als 50 000 Einwohnern. Die heutige deutsche Fremdenverkehrsstati stik ist noch sehr unvollkommen. Sie beruht überwiegend auf freiwilligen Angaben, da eine ge setzliche Grundlage fehlt, und Polizeiverord nungen zum mindesten in Preußen, wo dem das Allgem. Landrecht entgegensteht, zum Zwecke der F eststellung von Ubernachtungsziffern rechts wirksam nicht erlassen werden können. Immerhin sucht für diesen größten deutschen Bundesstaat ein Runderlaß des Innenministers vom 29. April 1927 an seine Behörden dem Statistischen Landes amt zu Hilfe zu kommen, und so ist denn in nicht allzulanger Zeit mit derVeröffentlichungder ersten preußischen Fremdenverkehrsstatistik, die die Zeit vom i. April 1927 ab erfaßt, zu rechnen. An dere deutsche Länder sind Preußen vorangegan gen, so namentlich Bayern, Thüringen, Württem berg und Hamburg. Außerdem werden im „Sta tistischen Jahrbuch deutscher Städte“ für eine Reihe von Großstädten Ziffern auf Grund einer Rundfrage veröffentlicht. Doch mangelt es hier noch sehr an der notwendigen Einheitlichkeit. Im folgenden seien einige Resultate der bisher vor liegenden deutschen Fremdenverkehrsstatistik gebracht. I. Bayern. Von den bisher veröffentlichten Fremden verkehrsstatistiken der deutschen Länder ist die bayrische die vollständigste, und da sie zum mindesten für den Sommerverkehr neben der Statistik der Seebäder die wichtigste ist, seien ihre Resultate etwas ausführlicher dargestellt. Die bayrische Fremdenverkehrsstatistik beruht auf der freiwilligen Mitarbeit der Gemeinden, die für den Fremdenverkehr hauptsächlich in Frage kommen. Da in dieser Weise insgesamt 944 Gemeinden an der Statistik beteiligt sind, handelt es sich um ein recht bedeutendes Zah lenmaterial, dessen Hauptresultate zur Darstel lung gebracht seien. Von vornherein muß hier zu bemerkt werden, daß in den Zahlen insofern Doppelzählungen mit enthalten sind, als ge wöhnlich ja dieselben Fremden mehrere Orte besuchen und somit in den Kopfzahlen mehr mals erscheinen. Für die Zwecke der Reklame wiegt dieser Fehler jedoch nicht schwer, da es ihr ja hauptsächlich darum zu tun ist, die Orte mit dem größten Verkehr und besonders das Herkunftsland der Fremden in den einzelnen Orten festzustellen. Andererseits muß darauf hingewiesen werden, daß die Zahlen der Über nachtungen durchweg Mindestzahlen sind, da bei dem mangelnden Zwang zur Lieferung sta tistischer Unterlagen stets eine ganze Reihe von Reisenden unerfaßt bleibt. Tabelle I zeigt die Entwicklung des Fremden verkehrs in Bayern, getrennt nach Winter- und Sommerhalbjahr, in den drei letzten Jahren. Das Winterhalbjahr ist hierbei vom 1. Oktober bis 31. März, das Sommerhalbjahr vom 1. April bis zum 30. September gerechnet. Aus diesen Zahlen ist für 1927 eine Zunahme der Zahl der Fremden gegen das Vorjahr um 12,2 Prozent und gegen 1925 um 7 Prozent festzustellen, bei der Zahl der Übernachtungen aber eine stärkere Zunahme, nämlich um 21,4 Prozent gegen 1926 und um 11,2 Prozent gegen 1925. Dies bedeutet, das durchschnittlich die Gäste sich länger als früher aufhielten. Tabelle 11 zeigt die Verteilung der Fremden auf die einzelnen Regierungsbezirke und die Gegenüberstellung von Fremden- und Einwoh nerzahl in den beteiligten Gemeinden. Die weitaus wichtigste Saison ist für Bayern, wie die erste Tabelle zeigte, der Sommer. In Ta belle 111 werden daher für das Sommerhalbjahr spezialisiertere Angaben gemacht über die Zahl der Übernachtungen in den wichtigsten Orten (mit mehr als 50000 Übernachtungen), wobei die Herkunft der Reisenden angegeben wird. Die Bedeutung des Ausländerverkehrs zeigt Ta belle IV, während Tabelle V seine Entwicklung in den letzten Jahren aufweist. Schließlich sind in Tabelle VI für die Orte, die im Sommer 1927 einen Ausländerverkehr mi t mehr als 2000 Über nachtungen zählen konnten, die einzelnen Her kunftsländer aufgeführt, was für die Reklame möglichkeiten von größter Bedeutung sein dürfte. 72