Werkeinführung

Autonome Linie und auratische Farbe: Der frühe Best und der Expressionismus

Georg Jakob Best erhielt eine gediegene künstlerische und kunsthandwerkliche Ausbildung ab 1915 an der Porträtmalschule bei Michel Koch und ab 1917 an der Gewerbeschule  in Mannheim. Von großer Bedeutung war für ihn die Ausbildung an der Badischen Landeskunstschule in Karlsruhe von 1921 bis 1925: Während dieser Zeit war er Meisterschüler bei August Babberger (1885–1936), einem bedeutenden Vertreter des Expressionismus in Südwestdeutschland. Die von Babberger vermittelten Eindrücke übten große Wirkung auf den jungen Best aus: Der Farbeinsatz wird leuchtender, in der Grafik gewinnt die Linie eine größere Autonomie. In dieser Phase blieb Best stets dem Gegenständlichen verpflichtet, Farbigkeit und Kontur erhielten aber einen stärkeren Eigenwert und eine zunehmende Unabhängigkeit vom dargestellten Gegenstand; insofern bezog Best aus der Auseinandersetzung mit der expressionistischen Malerei wichtige Impulse für sein späteres abstraktes Schaffen.
(Daniel Rimsl)

Bests frühe Grafiken zwischen 1924 und 1932

Georg Jakob Bests frühe Grafiken sind ein deutliches Indiz dafür, wie sehr ihn ein Besuch in Bern im Jahr 1924 geprägt hat. Erstmals kam der damals 21-Jährige dort mit Arbeiten Max Beckmanns, aber auch Ferdinand Hodlers in Berührung. An deren Schaffen orientierte sich der junge Künstler in seinen zwischen 1924 und 1932 entstandenen Radierungen und Lithografien immer wieder – mal kompositorisch, mal stilistisch – und versammelte im Laufe der Zeit immer mehr Figuren auf dem Format. Seinen größten internationalen Erfolg errang Best 1932: Die Lithografie Badende wurde neben Werken Kandinskys, Klees, Beckmanns und Pechsteins – allesamt bedeutende Wegbereiter der Moderne und Vertreter des deutschen Kunstbetriebs – in Chicago ausgestellt.
(Anne Wiegand)

1930-1939

Arkadische Gegenwelt und Kriegsrealismus: Best als Maler im Krieg

1941 meldet sich Georg Jakob Best zum Kriegsdienst und wird als Kriegsmaler in Sizilien und dem umgebenden Festland stationiert. Aus dieser Zeit sind einige Ölgemälde und Aquarelle erhalten, die fernab des historischen Kontextes arkadische Landschaften zeigen, die dem Künstler als Rückzugsorte gedient haben könnten. Mit seiner Versetzung an die Ostfront ändern sich die Bildmotive und die herrschende Realität des Krieges findet nun Einzug in das malerische Schaffen von Best.
(Philipp Meister)

1946-1949

»...in Feld, Wald und Wiese«: Die Schwarzwaldlandschaften

Im Bereich der Landschaftsmalerei bei Best findet sich eine Werkgruppe, in der er sich seit seiner Bonndorfer Zeit mit der Landschaft des Schwarzwaldes auseinandersetzte. Tatsächlich sind die Pastelle, Gouachen, Tempera- und Ölgemälde größtenteils nach Orten der Umgebung benannt und somit in ihrem Erscheinungsbild nachvollziehbar. Damit bilden sie in Bests Oeuvre - neben dem Frühwerk - in ihrer Gegenständlichkeit und Naturnähe einen Kontrapunkt zu den überwiegend abstrakten und informellen Arbeiten. Die Werke reichen von farbigen Naturstudien über gestisch-expressive Zeichnungen hin zu geometrisch-flächiger Malerei. Der Schwarzwald bot Best über Jahrzehnte ein geduldiges Modell, das ihm als Experimentierfeld und Rückzugsort diente. Die Landschaften von ländlich-idyllischem Charakter entstanden als private Erinnerungsstücke und blieben im Besitz des Künstlers.
(Barbara Muhr)

1950-1959

Strukturbilder

Anfang der 1970er-Jahre erarbeitet Georg Jakob Best eine umfangreiche Werkgruppe, von ihm selbst »Strichelbilder« oder später Strukturbilder genannt, als deren integralen Bestandteil er gemalte farbige Schraffuren einsetzt. Er folgt dabei unter anderem der künstlerischen Idee, pflanzlich anmutende Strukturen als übergreifendes Ordnungsprinzip seiner Kompositionen einzusetzen. Mit diesen Bildern knüpft er an zahlreiche frühere Auseinandersetzungen mit Naturmotiven an, verwebt und kondensiert deren gestalterische Ideen jedoch noch, indem er deren grafische Verdichtung zum Kompositionsprinzip erhebt. In anderen Strukturbildern geht er einen entschiedenen Schritt weiter, indem er nicht mehr die Natur als Ausgangspunkt seiner Bildfindungen nimmt, sondern seine Malerei frei mit fantastischen, plastisch applizierten Strukturen in den Dialog treten lässt: Er verfolgt hier die Idee einer selbstreferenziellen Kunst, einer »absoluten Malerei«, wie sie schon Richard Hamann-MacLean bei Best konturierte.
(Theresa Häusl)

Konstruktiv

In seinem malerischen Spätwerk befasst sich Best mit der Anordnung geometrischer Formen im Raum und untersucht deren Zusammenspiel. Dabei scheint es das Bedürfnis des Künstlers gewesen zu sein, den Bereich der rein gegensätzlichen Kunst hinter sich zu lassen. Betitelt hat er diese Werke stets mit dem Begriff »Konstruktiv«. Georg Jakob Bests konstruktive Werke sind nach den Strukturbildern entstanden und können als eine Weiterentwicklung derer angesehen werden. Die Schraffur wird zur Linie und zum Balken gesteigert, dich sich ein einem Knotenpunkt im Zentrum verhaken und verzahnen und die fein mit dem Malstock gezogenen Konturen der geometrischen Formen ergeben ein konstruktives Gefüge. Dennoch negiert Best in seinen Bildern niemals den Akt des Malens. Sie sind nicht als »Konstruktionen« zu verstehen, sondern bleiben gemalte Gemälde. Dies bekräftigt der stets nachvollziehbare Malprozess in Bests konstruktiven Bildern. Die Übermalungen und Überarbeitungen des Bildes werden vom Künstler sichtbar gelassen, indem er einen trocken-pastosen Farbauftrag verwendet und so die untere Malschicht durchscheinen lässt. Das alles verdeutlicht das Besondere bei Bests »Konstruktiven«. Er bedient sich einem Begriff aus der Kunstgeschichte und interpretiert ihn für sich völlig neu. Somit gewinnen Bests »Konstruktive« in den 1970er Jahren eine eigene Handschrift und Interpretation und zeigen abermals das schöpferische Vorgehen in Georg Jakob Bests Kunst.
(Carolin Binder)

Vom Wandrelief zur kinetischen Skulptur: Bests dynamische Plastiken

Ab den 1960er Jahre wird Bests malerisches Schaffen zunehmend um plastische Objekte erweitert. Viele dieser Arbeiten zeigen das Interesse an optisch-dynamischen Gestaltungsvorgängen und dem  Herauslösen der Plastik aus ihrer statisch-unbewegten Erscheinung.  Dieses Suchen nach Bewegung und der Auflösung von Formen in einem Linien- und Flächengerüst kann man zunehmend auch in Bests Wandgestaltungen der 50er und 60er Jahre beobachten. Zeichnungen aus dem Nachlass des Künstlers zeigen zudem mehrere Konstruktionsskizzen, die auf eine bewegliche Sockelkonstruktion schließen lassen und somit auch die Bewegung der Plastik selbst implizieren.
(Fabian Mamok)

Glasmalereien und Glasfenster in sakralen und profanen Räumen

Die datierbaren Glasmalereien und Glasfenster von Georg Jakob Best entstanden in einem Zeitraum von 1955 bis 1977 und damit in der zweiten Hälfte des Künstlerlebens. Sie treten vor allem im Kontext von verschiedenen Ausschreibungen im Bereich »Kunst am Bau« auf, an denen Best nach dem Zweiten Weltkrieg teilnahm und auch mehrere für sich entscheiden konnte. Die Glasarbeiten sind sowohl in sakralen, als auch in profanen Räumen zu finden. Dabei verwendete Best einerseits die traditionelle Technik der Bleiverglasung, wobei auffällig ist, dass diese ausschließlich im Sakralbau auftritt, andererseits aber auch die moderne Technik der Dickglas-Betonwand, die in Räumen des öffentlichen Lebens zu finden ist. Der Künstler experimentierte in der Zeit mit unterschiedlichen Techniken und Materialien, eine Begeisterung, in die sich auch die Auseinandersetzung mit dem Werkstoff Glas einordnen lässt.
Die Glasmalereien und Glasfenster Bests zeichnen sich durch eine abstrakte Formgebung und eine kräftige Farbigkeit aus. Nicht selten tritt dabei der wirkungsvolle Kontrast von Blau und Orange auf, der seine Wirkung im Raum entfalten kann. Eine starke Gliederung durch die von der Technik vorgegebenen Gliederstrukturen, seien es Bleiruten oder Betonelemente, ist zudem bemerkbar. Beispiele für ausgeführte Glasarbeiten Bests sind die Bleiverglasung der Friedhofshalle Götzenhain (1967) und die Dickglas-Betonwand im Aufenthaltsraum der Volksschule Sossenheim (1963).
(Simone Gehr)

Emailarbeiten

Die Vorbilder für seine Uhren-, Keramik- und Emailentwürfe sucht Best vorwiegend im Formenkreis der Natur. Der Großteil seiner Entwürfe stammt aus der Zeit zwischen 1960 und 1963, als er als beinahe Sechzigjähriger die Goldschmiedeschule in Hanau bei Professor Rolf Dümecke besuchte und sich in der Emailtechnik ausbilden ließ. Seine Emailpraxis ist auch für seine freien Arbeiten aufschlussreich, finden sich doch zahlreiche Reflexe dieser Beschäftigung in seinen freien Arbeiten. Mit seinen Frottagen etwa dringt er im selben Zeitraum in den Bereich der absoluten Abstraktion vor und sucht dabei fortwährend nach Grenzgängen dieser Technik. In Reaktion auf seine Auseinandersetzung mit der Emailkunst arbeitet er nun mitunter Metallauflagen aus Silber, Gold und Schlagmetall in seine Papierarbeiten ein.
(Theresa Häusl)