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Dank der guten, langjährig gepflegten Kontakte zu den Hersteller*innen der Bücher und Zeitschriften und Dank des Engagements Helgard Sauers gelang es der Landesbibliothek in der ersten Hälfte der 1990er Jahre, den Bestand ostdeutscher Künstlerbücher und -zeitschriften klug auszubauen und zu ergänzen. Schon 1991 etwa konnte Helgard Sauer den Nacherwerb der äußerst raren Dresdner Zeitschrift ›und‹ realisieren, die von 1982 bis 1984 als erste mehr oder weniger regelmäßig erscheinende, in Eigenregie hergestellte Künstlerzeitschrift von Lothar Fiedler herausgegeben wurde. In den Folgejahren gelangte der Nachfolger ›USW‹ ebenso in den Bestand wie fünf unikale Hefte der ›Poe Sie All Bum‹-Reihe. Allein vom Dresdner Leitwolf-Verlag wurden in den 1990er Jahren zwölf Titel erworben. Zu erwähnen sind auch sechs Bände der Edition Sascha Anderson sowie die Erweiterung der Sammlung um drei weitere Titel des Berliner Künstlerpaares Thomas Günther und Sabine Jahn. Sie ergänzen den bereits in den späten 1980ern in die Sammlung gelangten Bestand von fünf Bänden.

Das Thema der ostdeutschen, im Eigenverlag entstandenen Künstlerbücher stieß Anfang der 1990er Jahre auf großes Interesse auch bei westdeutschen Bibliotheken, Sammlern und Museen. Auch sie erwarben nun die unkonventionellen und ›im Untergrund‹ entstandenen Künstlerbücher der ostdeutschen unangepassten Künstler*innen. Dies lag nicht zuletzt daran, dass die Bücher nun auch offiziell gehandelt werden konnten. Teile ostdeutscher Sammlungen und Restexemplare in den Ateliers der Künstler*innen wurden nun auf Messen und im Handel angeboten. 

Im Zuge dieses Interesses entwickelte Helgard Sauer bereits 1991 die Idee zu einer Ausstellung, die den einzigartigen Bestand der Sächsischen Landesbibliothek nach jahrelanger Sammeltätigkeit im Verborgenen nun endlich einer größeren Öffentlichkeit bekannt machen sollte. Ende 1991 wurde die Ausstellung ›Non Kon Form‹ im Buchmuseum der Landesbibliothek gezeigt, der Leitwolfverlag stellte dafür die Begleitpublikation ›Eisenbahnerehrenwort‹ her, auch diese ist selbstverständlich im Bestand der SLUB (Sign. 1.G.8.101). Doch damit nicht genug. Helgard Sauer gelang es, eine mehrjährige Tour der Ausstellung durch westdeutsche und europäische Bibliotheken und Museen zu organisieren, so dass die Sammlung auch in Wolfenbüttel, Esslingen, Kiel, auf der Burg Vishering, in Brüssel, Nancy und Den Haag zu sehen war.