Familienalben kennt und besitzt fast jeder, manche sogar eine ganze Kollektion vom frühen Einsteckalbum mit Visitfotos bis hin zu den Amateur-Klebealben aus jüngerer Vergangenheit. Sie alle dienen der Erinnerung, bezeugen Familienähnlichkeiten und berichten von Angehörigen der Familie, deren sozialer Herkunft, von Ereignissen, Interessen und Reisen. Manche erzählen ihre Historie über viele Jahrzehnte in Bild und Wort, andere dokumentieren nur eine kurze Zeitspanne. Solange eine persönliche Beziehung zu den Abgelichteten besteht, verbleiben die meisten dieser Alben in Familienbesitz.
Jubiläumsalben sind Bilderkompendien für feierliche Anlässe im privaten oder öffentlichen Rahmen. Als Familien- oder Freundesgabe zu Geburtstag, Taufe oder Hochzeit sind es oft Amateuraufnahmen, die Lebensgeschichte rückblickend interpretieren. Für Institutionen oder Unternehmen waren und sind Jubiläen ein Instrument der Selbstdarstellung, deren visuelle Umsetzung sich an eigens beauftragten, meist mit professionellen Aufnahmen bestückten Alben ablesen lässt. In politischen Kontexten lässt sich an solchen Alben ablesen, wie Inszenierungen oder Festlichkeiten als Bekräftigung oder Infragestellung von Interessen oder Machtkonstellationen eingesetzt worden sind.
Das Reisealbum hat in der Regel einen konkreten Anlass, zu dem es angefertigt wird: die Urlaubsreise, eine Kreuzfahrt oder aber auch eine Geschäftsreise in ferne Länder. Sie beglaubigen im Nachhinein die eigene Anwesenheit an den touristisch und kulturell bedeutsamen Orten der Welt und dienen damit der Selbstinszenierung des Erstellers. Die eigenen Fotos werden dafür häufig ergänzt um weitere Archivalien der Reise wie Fahrkarten, visualisierte Reiserouten, Postkarten und anderes.
Neben Kriegs- und Militäralben, die explizit zur Dokumentation von militärischen Ereignissen oder soldatischem Leben angelegt wurden, können auch Familienalben bildliche Kriegseindrücke beinhalten. Mitunter touristisch anmutenden (sic!) Reisemotiven aus dem Ausland, improvisierten Alltagsszenerien und heiter wirkenden Gruppenporträts in Schützengräben stehen Aufnahmen von Flüchtlingen, Kriegsgefangenen, erbeutetem Kriegsgerät oder – seltener – von Bombenschäden, ›Heldengräbern‹ und gegnerischen Gefallenen gegenüber.
Der Ursprung der Gästebücher liegt weit vor der Erfindung der Fotografie. Doch schon immer fanden sich neben den textuellen Eintragungen auch Zeichnungen und Malereien, die dem Gastgeber gewidmet wurden. Mit der Erfindung und Etablierung der Fotografie fand auch dieses Medium Eingang in die Seiten von Gästebüchern.
Ähnliches wie über Gästebücher lässt sich auch über Tagebücher sagen. In ihrem Grundgedanken bereits vor Jahrhunderten etabliert, bietet sich das fotografische Festhalten besonderer Momente, die als Abzug auf die Seiten des Buches integriert werden können, als ideale Ergänzung zu den niedergeschriebenen Gedanken an.
Konservierte Erinnerungen. Fotoalben als Fragmente persönlicher Geschichten