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Etwas bür AFanner und Frauen von Ja ne Aubert \Y/ enn lch gesagt würde, ob ich das Geheimnis der Schönheit in zwei Worte zu W. fassen vermöchte, so glaube ich dies bejahen zu können. Meinen Sie nicht? Soll ich sie Ihnen verraten, diese kleine Zauberformel? Sie heißt: „Sei weiblich!“ Wie — Sie wollen mir nicht glauben? Gut, ich will versuchen, es Ihnen zu beweisen Seien Sie überzeugt: die Frau, die die meisten Erfolge beim Manne hat, ist die, die es versteht, wahrhaft weiblich zu sein, ungeachtet ihrer Gleichberechtigung und Unab hängigkeit. Ihr Wunsch, schön zu sein, ist natürlich. Sie ist eben eine Frau.'Sie wünscht sich ein ruhiges, angenehmes Heim, vielleicht auch Kinder. Wenn sie nicht nur häus lich sein will, sondern auch im Berufsleben Erfolg sucht, so braucht sie trotzdem die Bewunderung und Kameradschaft des Mannes. Sie weiß, daß der Mann die Schönheit anbetet. Darum möchte sie schön sein und dem Manne gefallen, der sie interessiert. Ich teile durchaus nicht die Meinung derer, die sagen, eine Frau könne auch ohne Liebe glücklich sein. Sie kann noch so viel Erfolg im Beruf haben, ihr Leben wird leer sein, wenn nicht die Liebe ihr Dasein erhellt. Das sicherste Schönheitsmittel für eine Frau ist die Liebe. Wenn wir nun aber nicht schön geboren sind, was dann? Wenn unser Äußeres allerlei Mängel zeigt oder unsere Gesichtszüge nicht eben- mäßig'sind? Kann der Charme der Weiblichkeit das alles überbrücken? Gewiß! Wir müssen ihn nur in uns entwickeln und pflegen. Meist erntet „Charme“ mehr Erfolg als „Schönheit“. Die schöne Frau gefällt auf den ersten Bl’ick, das ist ihr Vorteil, aber sie wird leicht arrogant, weil sie glaubt, ein Recht auf alle guten Seiten des Lebens zu haben. Sie hält es für überflüssig, eine Persönlichkeit aus sich zu machen oder ihre Schönheit mit Charme zu tragen. Statt dessen ist sie oft hart, selbstsüchtig und unliebenswürdig. Wie häufig hören wir das einstimmige Lob von Männern über eine „schöne Frau“, während ihr Geschlecht sie, sie 0 meist besser durchschauend, für kalt und eifersüchtig hält. Charme ist in erster Linie hundertprozentige Weiblichkeit. Die Frau ist klug, die es versteht, eine Illusion der Schönheit zu geben, die viel geheimnisvoller ist als wirkliche Schönheit. Weiblicher Charme ist das, was die Französin immer wieder kultiviert hat und was man in Frankreich mit den folgenden Worten sehr nett charak terisiert: „II faut avoir on ne sait pas quoi pour les messieurs“. Es gibt in Frankreich nicht so viele schöne Frauen wie beispielsweise in Amerika, aber dafür um so mehr mit außergewöhnlichem Charme. Sie verstehen es glänzend, dem Manne zu gefallen. Sie sind intelligent genug, zu wissen, daß der Mann in der Frau die Ergänzung seines eigenen Ichs sucht. Weiblichkeit gilt schon lange nicht mehr als altmodisch. Alt modisch ist nur der sentimentale Typ. Aber der ist nicht identisch mit dem Begriff der Weiblichkeit. Echtes Weiblichsein ist immer Mode, ist immer entzückend! Beweis genug dafür ist die heutige Frauenmode. Eine im höchsten Grade weibliche und reizvolle Mode nach so langer Zeit des Männlichseinwollens. Es ist freilich ein etwas plötzlicher Umschwung gewesen, dessen Grund in der Veränderung des männlichen Geschmacks liegt. Der Mann ist ja bei weitem sentimentaler und romantischer als die Frau. Er will der erobernde Held sein, der Ritter in der glänzenden Rüstung! Wie sollte ein Mann dem Mädchen den Hof machen können, wenn er sie kaum von ihrem jüngeren Bruder unterscheiden kann? Der Girltyp vermochte sich eben nicht auf die Dauer zu behaupten. Er ließ den Mann den Zauber des Romantischen zu sehr missen. Das Mädchen von gestern wurde sich plötzlich klar darüber, daß es seine weiblichen Instinkte zu seinem Schaden verdrängte, um möglichst männlich zu er scheinen. Also ist die Mode wieder zur Weiblichkeit zurückgekehrt. Soweit ich urteilen kann, sind Männer immer klüger, tapferer und stärker gewesen als ich. Trotzdem habe ich die Verwirklichung meiner Wünsche immer erreicht, und kein Mann ist sich dessen bewußt geworden. Angenommen, Sie würden einen Mann