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46 bekundet, sondern die ,,Reform-Society“ sogar für jeden Schaden, den ein rückfälliges Mitglied auf der Arbeitsstelle anrichten würde, haftet. Der Klub bietet seinen An hängern Unterhaltungen jeder Art, Sport, Bücher, Vorträge; er sorgt auch weiter hin für das Fortkommen seiner Mitglieder durch Eingaben an die Behörden wegen Straflöschung, Namensänderungen und Einstellung der Polizeiaufsicht. Daneben versucht die „Reform-Society“ auch Verbesserungen im Strafvollzug durchzusetzen, sendet Sträflingen, die keine Angehörigen haben, die kleinen erlaubten. Vergünsti gungen, wie Zeitungen, Tabak oder Obst, und schickt ihnen insbesondere schon vor Ablauf der Strafe Briefe mit Aufklärungen über die „Reform-Society“, der sie nach ihrer Entlassung dann ebenfalls beitreten können. Es wäre ganz falsch, diesen Versuch der Selbsthilfe mit einem Lächeln abzutun; die Leute wissen am besten, wo sie der Schuh drückt und wie ihnen geholfen werden kann. Tatsächlich findet der Klub denn auch alle Unterstützung seitens der Behörden und der Bevölkerung; es heißt sogar, daß ihm demnächst von privater Seite ein Klubheim mit einer Anzahl Schlafstellen zur Verfügung gestellt werden soll. Inter essant ist übrigens, daß der Leiter des Vereins, ein gewisser McGregor, ein begnadigter Mörder, kürzlich sogar im Radio sprach und einen Vortrag über „Erotik hinter Kerkermauern“ hielt! Bezahlte Stellungen in der Verwaltung der „Reform-Society“ gibt es grundsätzlich nicht; einer hilft dem anderen als Schicksalsgenosse! Wer wüßte nicht, wie dieser oder jener amerikanische Millionär seine Laufbahn zuerst als Zeitungsjunge begonnen hätte, um sich alsdann durch eisernes Studium und unermüdliche Arbeit emporzuarbeiten! Mögen auch einige dieser Geschichten ins Reich der Fabel gehören — der Amerikaner läßt sich nur zu gern als Selfmademan bewundern —, so sind doch andere erwiesenermaßen wahr. Der Bostoner Rechts anwalt C. W. Burroughs, der sich während seiner Studienzeit ebenfalls seinen Lebens unterhalt durch den Zeitungsverkauf beschaffen mußte und jetzt über ein namhaftes Vermögen verfügt, hat in dankbarer Erinnerung vor einigen Jahren den „Newsboys- Club“, den Zeitungsjungen-Klub, gegründet und die Mittel zum Bau eines Vereins heims gestiftet. Die Jungen dürfen nur bis zu ihrem achtzehnten Lebensjahr Mit glieder bleiben, haben aber während dieser Zeit jede Gelegenheit zur Erwerbung von Berufskenntnissen auf fast allen Gebieten. Nicht nur steht eine reichhaltige Bücherei zur Verfügung, sondern namhafte Gelehrte der Bostoner Hochschulen haften regelmäßige Vorträge über alle in Betracht kommenden Wissenschaften. Daneben gibt es Sport und Musik, freie ärztliche Behandlung und Stipendien zum Besuch von Universitäten und weiteres mehr. Die jugendlichen Mitglieder des Klubs werden keinerlei Vorschriften unterworfen, sondern man überläßt sie ihrem eigenen Gefühl für Ehre und Anstand. Jeder Besucher des Klubs muß wöchentlich zehn Cent an die Vereinskasse zahlen, die ihm nach Vollendung des achtzehnten Lebens jahres wieder zurückerstattet werden. Der amerikanische Zeitungsjunge hat also heute mehr als je den Marschallsstab im Tornister! Sicher sind viele Klubs nur aus verspielten Einfällen, aus Eigenbrötelei und Oppo sition entstanden. Wir können wohl kaum viel Interesse für den „Klub der Dreizehn“ aufbringen, dessen Mitglieder in reichlich kindischer Weise alle Gelegenheiten suchen, um der Mitwelt den Unsinn dieses Aberglaubens zu beweisen; oder für den „Klub des Schweigens“, in dessen Räumen jedes Gespräch verboten ist, oder den der Zigarrenraucher, die alljährlich den stärksten Zigarrenkonsumenten zu ihrem Präsi denten erwählen. Aber die überwiegende Mehrzahl aller Vereinigungen verfolgt doch Ziele, deren Erreichung wir nur aus vollem Herzen wünschen können. (Aus dem Amerikanischen von Frank Andrew.)