Gemixt von Dr. Martin Maske Takob Goldschmidt galt einmal nach Karl Fürstenberg als der beste Zyniker und ) Satiriker unter den Bankleuten. Er hat mit einem guten Teil Zynismus seine jetzige Wirkungsstätte genau gegenüber der früheren Danatbank gewählt. Von hier aus spinnt er jetzt Fäden, um Ausländsanleihen zu realisieren. Man erfährt, daß kaum eine wichtige Finanztransaktion vorbereitet wird, ohne seinen Rat oder gar seine Vermittlung in Anspruch zu nehmen. Der einstige Herr der Danatbank ist aller Sorgen los und ledig. Und da er gesunden Geistes ist und außerdem durch eine geist reiche Frau noch von außen her Ansporn und Anregungen erhält, dürfte es ihm nicht schwer fallen, alsbald in Berlin wieder eine Rolle unter den Finanzleuten zu spielen. Er macht wieder Karriere, und er ist einer derjenigen, die aus Katastrophen lernen. Zu dieser Art von Leuten gehört auch der Generaldirektor der Emelka. Eine alte Freundschaft zum Geheimen Kommerzienrat Kraus in München hat dazu geführt, das Unternehmen wieder hundertprozentig zu sanieren, und in der schönen Villa im Isartal herrscht wieder Ruhe und Zufriedenheit. Die Gattin des Generaldirektors Schach war einmal die gute Schauspielerin Beate Ehren und eine zuverlässige Stütze des Reinhardt-Ensembles, während Schach selbst ein bekannter Journalist in Berlin gewesen ist. Als er diese Laufbahn mit der Pro minenz im Film vertauschte, hatte er schon als Autor mehrerer Großfilme einen Namen und ein Vermögen erworben. Er überdauerte die stürmischste aller General versammlungen, und seine Stellung ist jetzt noch gefestigter als vorher. Nelsons Luxustheaterchen im Edenhotel wartet mit einer neuen Kleinkunst revue auf, die genau so charmant wie die letzte ist und allabendlich ein erlesenes und „angezogenes“ Publikum zu Gast sieht. Hier ist wirklich eine Pariser „Botte“ ent standen, die Berlin lange genug gefehlt hat. Besonderes Renomme hat die kleine Bühne durch die Fülle schöner Frauen bekommen, die hier, wie wir gesehen haben, teilweise sehr beachtenswerte Karrieren begonnen haben. Eine ganz große Karriere hat auch Franz Lederer gemacht, der zur Zeit der beliebteste Schauspieler des New Yorker „Broadway Theatre“ ist. Das anderthalb Jahre lang in London ge spielte Stück „Die Katze und die Geige“ hat auch hier seine Popularität begründet. Charlotte Ander und Hans Riemann sind Ende Januar für London verpflichtet, um dort in der englischen Version des „Millionentestaments“ zu spielen. Wie in der vorigen Saison sind auch in dieser die Gebrüder Rotter Glückskinder. Sie haben sich sogar mit der Shawschen Uraufführung auf literarisches Gebiet ge wagt! Hingegen ist Direktor Beer Berlin sehr schlecht bekommen. Nach wie vor un geschmälert ist die Popularität von Carows Lachbühne, die stets bis auf das letzte Plätzchen ausverkauft ist. Eine andere „Berliner Spezialität“, nämlich Joachim Ringelnatz, wird demnächst im Tonfilm unter der Regie Fritz Eckhardts zu sehen sein. Da kann man wirklich nur sagen: „Ein vielseitiger Mann!“ Der Tonfilm läßt im übrigen kein neuartiges Thema unausgenutzt. Hat die Ufa in „F. P. 1. antwortet nicht“ das Problem der schwimmenden Insel im Ozean zur Diskussion gestellt, so soll demnächst ein Grotesk-Sensationsfilm „Stratosphären-Gondolier“ heraus kommen. • Y° n LilI y cIaire V- Gont^rd hört man, daß sie sich eine bezaubernde Wohnung in der Hardenbergstraße eingerichtet hat, in der eine echte Bar die Hauptsensation ist ein Rendez-vous-Platz der noch verbliebenen Berliner Jeunesse doree, die nun nicht mehr ausschließlich auf „Ciro“ oder „Quartier latin“ oder „Jonnys Night Club angewiesen ist. Im übrigen hat der Besitzer des „Quartier latin“, Enrico Da- jou, nun auch das „Haus am See“ übernommen.