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Fortsetzung von S. 72 STRESEMANN UND SEINE STERNE Genf stand noch im Zeichen guten Aspektes zur Venus. Anfang Januar 1927 ward eben die sehr günstige Aspektstelle (/\) Jupiters erreicht. Astrologisch ist danach wahrscheinlich, daß Stresemann der ruhende Pol in der Reichs regierungen Flucht zunächst bleiben wird. Insbesondere wird er sich des Vertrauens des Staatsleiters (hier durch Jupiter symbolisiert) erfreuen. • Der laufende Neptun begegnete in rück läufiger Bewegung am 1. Januar dem Mond, im letzten Drittel des Februar hat er die Stelle überschritten, welche im vorliegenden Geburts gestirnstand von Uranus besetzt ist. Rück läufig wird sich dies im Juli, rechtläufig im August 1927 wiederholen. Mond und Uranus aber befinden sich im Horoskop Stresemanns im 12. Hause, dem Orte aller verborgenen, feindlichen Machenschaften. So läßt also dieser „Transit“, dem eine längere Geltungsperiode zukommt, denn dieser Planet entfernt sich je weils nur langsam von den kritischen Orten, des Staatsmannes Gegner im Verborgenen sich regen. Im September 1927 wird der laufende Neptun im schlechten Winkel (□) zur Himmels mitte stehen. Auch dies bringt wieder im Um kreis von etwa 2 Monaten Machinationen wider Dr. Stresemann. Der laufende Uranus kommt Ende Mai in schlechten Winkel zu Mars (□), und dies wiederholt sich im August. Uranustransiten geben wir einen Geltungsbereich von 4.0 Tagen. Dementgegen hat aber nun der laufende Saturn 1927 in öfterer Wiederholung — dies durch astronomischen Rücklauf bedingt — nur günstige Aspekte zu Venus und Jupiter in Stresemanns Horoskop. Wir dürfen danach er warten, daß die sternengegebene Fixigkeit unsern Staatsmann über diese Zeit hinaus wird im Sattel halten lassen. WALTHER ROSSBERG Anmerk, der Redaktion: Das Manuskript dieses Aufsatzes hat bereits im Januar, vor der neuen Regierungsbildung, Vor gelegen, was unsere Leser sicherlich besonders interessieren wird. Pariser REVUE Während sich bei uns schon bekannte Theater männer gefunden haben, um an einer Revue- Kultur zu arbeiten, hat die französische Revue gar keine oder doch eine gegenteilige Weiter entwicklung genommen. Mehr denn je ist sie heute eine Angelegenheit bloßer finanzieller Mittel geworden. Da sind einmal die kleineren Revuen, die nur über eine beschränkte Zahl von Darstellungs kräften, insbesondere nur über einige wenige Stars verfügen. Dieser Mangel zwingt sie, auf luxuriöse Ausstattungsszenen, auf glanzvolle Variete-Nummern zu verzichten, sie müssen statt dessen zwischen den einzelnen Bildern eine geistige Verbindung anstreben, nach einer Idee suchen, die sich wie ein roter Faden durch die Aufführung hinzieht. Die bekannteste Re vue dieser Art spielt im Theatres de la Porte Saint-Martin auf dem Boulevard Saint-Martin. Da zieht vor uns in dreißig Bildern die Zeit von 1830—1930 vorüber, die Musik ist den einzelnen Zeitabschnitten angepaßt, die Stars treten in jeder Hauptszene in den zeitgemäßen Kostümen auf. Solche Revuen mögen ja gewiß ganz hüb sche Momente zu verzeichnen haben, aber sie entgehen fast nie der großen Gefahr der Ein seitigkeit. Selten ist eine Idee so reich und viel seitig, als daß sie in dreißig Bildern ausgebeutet werden könnte, ohne beim Zuschauer den Ein druck des krampfhaften Suchens nach dem nächsten Szenenbilde zu erwecken. Vor allen Dingen sind, aus deutscher Perspektive gesehen, solche Revuen unpersönlich und ohne nationale Eigenheiten, ja (da Musik und Darstellung nicht im Spiegel der Zeit stehen), in beschränk tem Sinne sogar unzeitlich; die Idee — die ihren Stoff im wesentlichen aus der Vergangen heit schöpft — würde in den nächsten Jahr zehnten kaum eine andere Verkörperung finden. Mit ganz anderem Maßstab sind dagegen die großen Revuen — etwa Folies-Bergere und Moulin-Rouge — zu messen. Das sind Aus stattungsstücke, die trotz aller Pracht und Überladenheit den Eindruck der Plumpheit —